Sonntag, 13. Januar 2019

Mya 03 - Myadwaddy bis zur Küste

Myadwaddy bis zur Küste

Der Grenzübergang von MaeSot nach Myadwaddy ging fix. Keine Wartezeit, zwei Stempel auf Pass und Visum, und wir waren in Myanmar. Dort zogen wir an einem Automaten erstmal Kyats, die einheimische Währung. Der Automat spuckte die Scheine gleich bündelweise aus: Ein Euro = 1.750 Kyats, wir waren sofort Millionäre. Ansonsten war der Empfang weniger freundlich. Es regnete in Kübeln, ungewöhnlich um diese Jahreszeit, wahrscheinlich ein Ausläufer des Tornados aus dem Süden. Wir flüchteten erstmal in ein recht gutes Cafè, gönnten uns zur Entschädigung einen Espresso und eine Schoko-Torte.


Und warteten auf besseres Wetter. Das kam auch nach drei Stunden noch nicht, weshalb wir uns für eine Nacht im Hotel entschieden.


Am nächsten Tag schien die Sonne und wir fuhren los. Die Verbindungsstraße bis Kawreik, 40km, gut asphaltiert, aber mit steilen Anstiegen bis hoch auf fast 500 Höhenmeter. Danach ging es bis zum Städtchen Kawreik herrlich bergab.


Unterwegs wurden wir zweimal an einer Polizeisperre angehalten und mussten unsere Pässe vorzeigen. Außerdem fuhren wir mehrfach an Militärposten vorbei, mit Maschinengewehren und in von Sandsäcken bewehrten Stützpunkten. Offenbar sind dies noch Folgen der bewaffneten Auseinandersetzungen mit der Volksgruppe der Mon bis vor wenigen Jahren, die diese Gebiete besiedeln. Inzwischen herrscht allerdings Waffenstillstand und die Mon haben in ihrem "Mon-Staat" eine Teil-Autonomie erreicht. In einer kleinen Straßenküche direkt gegenüber einer Schule aßen wir ein Süppchen, zusammen mit mehreren Schülern, die offenbar hier ihre Schulspeisung einnahmen. Als wir zahlen wollten, winkte die Frau freundlich ab. Die Suppe war ein Geschenk für uns.



 I
Wir entschieden uns, weiterzufahren, obwohl es bis zur nächsten Stadt Mawlamyine noch über 80km waren. Wir wussten, die Strecke war flach und wir schätzten es als easy ein. Flach war die Straße tatsächlich, aber mit riesigen Schlaglöchern, dazwischen Sandstrecken, und viel Verkehr doch eine ziemliche Herausforderung.



 Zwischendurch gab es einen kräftigen Regenschauer, die sandigen Abschnitte wurden zu einer schmierigen Rutschpartie. Nach kurzer Pause konnten wir weiter fahren, und Gottseidank wurde es auf den letzten 30km besser.


Als wir gegen 20 Uhr unser Hotel erreicht hatten, war es längst stockdunkel, wir hatten ganze 130 Tages-Kilometer hinter uns gebracht und waren halbtot. Ein Ankunftsbier richtete uns wieder auf.

Die kommenden zwei Tage blieben wir in Mawlamyine, Es ist eine hübsche, lebhafte Stadt vorn an der Küste mit einer schönen Strandpromenade. Im Hotel, von mehreren ehrwürdigen älteren Männern geführt, erhielten wir die kommenden zwei Tage die Luxus-Suite, das beste und geräumigste Zimmer mit riesigen Himmelbetten. Gerade richtig für uns.




Wir bestiegen den heiligen Hügel, der sich längs durch die ganze Stadt zieht, mit mehreren Tempeln und Klöstern aneinander gereiht. Klosterschüler von vielleicht acht Jahren halfen beim Steine-Schleppen und machten ein lustiges Spiel daraus. Ein überdachter Aufgang, an der Decke schöne Illustrationen vom Leben Buddhas, führt zur Kyaik Thanlan Pagode, die uns am besten gefallen hat. Über und über bestückt mit goldüberzogenen Tierfiguren, Buddhas, Türmen, dazwischen üppig ausgestattete Gebetsräume, eine Augenweide.






Auf uns wirkte das fast schon überladen. Von hier hatten wir einen tollen Blick hinunter auf die Stadt und wir konnten einen schönen Sonnenuntergang erleben.


Abends gingen wir vor zum Nachtmarkt mit zahlreichen Essenständen und aßen, mit schönem Blick aufs Wasser, jeweils einen leckeren Fisch in einem Kräuterbett.


Am folgenden Tag radelten wir, ohne Gepäck, über die neu erbaute Brücke hinüber zur Bilu-Insel und umrundeten die Insel, auf der es etwa 70 Dörfer gibt, in einer Tagestour von insg. 75km.


Dabei kamen wir durch viele dieser malerischen Mon-Dörfer mit ihren typischen Stelzenhäusern. Im Parterre ist Küche und Werkstatt, im 1. Stock Wohn- und Schlafbereich. Im 1. Stock befindet sich ein besonders bunt und repräsentativ gestaltetes Fenster, hinter dem sich der Familienschrein verbirgt, ein Gebetsort, an dem Buddha, die Familien-Vorfahren oder auch besondere Geister verehrt werden.



Die Häuser selbst sind teilweise sehr ärmlich aus Holz gezimmert, teilweise aber auch aufwendig aus massivem Holz oder Stein gebaut und repräsentativ gestaltet. Auffallend war, dass häufig neben älteren gerade neuere Häuser erbaut wurden. Aber überall wohnten große Familien, viele Kinder kamen zum Vorschein und begrüßten uns ebenso wie viele Erwachsene mit freudigem Winken und mit "Mingalabar", der Grußformel in Myanmar. Manche auch stolz mit "Hello". Überhaupt herrschte eine angenehme Atmosphäre, die meisten trugen einen Longyi, einen langen Wickelrock, bei den Männern einfarbig braun, bei den Frauen meist bunt und mit Blumenmustern. Viele Frauen, in der Regel sehr schlank, beeindruckten uns durch eine natürliche Schönheit, die durch die Longyis unterstützt wurde. Viele, vor allem Frauen und Kinder, hatten auf ihrem Gesicht die gelblich-helle Thanaka-Rinde aufgetragen. Sie schützt gegen die Sonne und gilt als natürliches Make-Up. Die meisten Menschen waren mit dem Moped unterwegs, wenige per Rad, immer wieder kam uns ein uralter Traktor entgegen, seltener ein Auto.





Die schmalen Straßen sind sauber, auch die Gehöfte wirken aufgeräumt, obwohl allerlei Werkzeug und sonstiger Kram ausgebreitet war. Typisch für die Insel sind, neben Reisanbau, die vielen familiären Handwerksbetriebe, von denen wir einige sehen konnten und eingeladen wurden. So konnten wir in einem Dorf die Produktion kleiner, bunter Gummiringe verfolgen,




 in einem anderen den Zusammenbau von Schiefertafeln,


 in einem dritten die Fertigung von kunstvollen Holzfiguren. Immer wieder begegneten uns lange Reihen von Mönchen, einige ganz in weiß, andere rot oder orange gekleidet, die durch die Dörfer zogen, um Spenden einzusammeln.

Vorneweg ein Lautsprecherwagen, mit Musik und lauten Ansagen, eine Glocke, deren Klang immer wieder ertönte. Und jeder der Mönche, überwiegend ältere Männer, trug ein Sammelgefäß mit sich.



Bei strahlendem Sonnenschein verabschiedeten wir uns von den ehrwürdigen Herren in unserem Hotel, die voller Bewunderung für uns waren, und fuhren weiter zu unserem nächsten Ziel Thanbyuzayat, 85 km entfernt. Im ersten Abschnitt bis Mudon fuhren wir auf einer Haupt-Verkehrsstraße mit viel Lastwagenverkehr. Die Fahrweise ist nicht sehr rücksichtsvoll, die Hupe das wichtigste Instrument am Auto, die Luft beißend durch die Autoabgase und zahlreiche Feuer am Straßenrand, in denen Blätter und häufig auch Plastik verbrannt wird. Mit dem Fahrrad nimmt man seine Umgebung intensiver war als in einem Auto. Leider gilt dies auch für den Plastikmüll, der sich endlos an den Straßenrändern zumindest der Hauptstraßen ausbreitet.

Kurz vor Mudon besuchten wir eine besondere Attraktion: den größten liegenden Buddha der Welt. Er wurde zu Ehren eines besonders beliebten Mönches in einem nahen Kloster errichtet, der vor kurzem im Alter von 95 Jahren verstarb. Der Buddha ist wirklich riesig und erstreckt sich entlang eines ganzen Tales, und weil das so toll ist, wird gegenüber gerade ein zweiter, gleich großer Buddha erbaut. Den Weg zum Buddha zeigen eine lange Reihe von hunderten überlebensgroßen Mönchs-Figuren.




In Mudon bogen wir von der Haupt-Verkehrsstraße ab auf Nebenstrecken. Das war wesentlich angenehmer, auch wenn die Straßen sehr schmal und meist Feldwege waren.



Aber wieder ging es an Reisfeldern vorbei, durch kleine Dörfer mit freundlichen Menschen, die uns überall freudig und mit strahlendem Lächeln begrüßten. Der Kauf einiger Stücke Wassermelone führte zu einem Menschenauflauf von zahlreichen Frauen, die alle auf uns einredeten und uns offenbar recht lustig fanden. Leider verstanden wir kein einziges Wort.





An einer Straßenbaustelle konnten wir verfolgen, wie der Bau vonstatten ging. Dicke Steine wurden von einer nahen Halde in Schalen von den Männern auf der Schulter und von Frauen auf dem Kopf herangebracht und auf die Straße geschüttet. Andere Arbeiter schichteten sie passend auf der Straße. Später wird dann offenbar Sand oder auch Asphalt darauf ausgebracht. Welch mühevolle, schweißtreibende Arbeit.




In einem Haus wurden wir eingeladen, die Arbeit mit einer Web-Maschine anzuschauen. Auch dies geschah rein mechanisch durch die Arbeit der Arme und Beine von zwei Frauen. Das Tuch, das gerade produziert wurde, war jedenfalls sehr hübsch.




Wieder kamen wir erst im Hotel an, als es bereits dunkel war. Die letzten 20km mussten wir auf der Hauptstraße fahren.

Von Thanbyuzayat sind es 15km bis zum Strand, und dort radelten wir am nächsten Tag hin. Viele Einheimische taten es uns gleich, wenn auch nicht per Rad. Es war schließlich Sonntag. Außer einem Amerikaner trafen wir keinerlei ausländische Touristen. Der Strand war wunderschön und abseits des Rummels auch recht einsam.


 Allerdings war es knallheiß und wir hielten es nicht lange aus. Nach einem Mon-Süppchen als Mittagessen, das aber so scharf war, dass es uns die Luft wegnahm, fuhren wir zurück ins Hotel. In der Kühle des Hotelzimmers nutzten wir den Rest des Tages, um diesen Post zu schreiben. Morgen gehts weiter bis zur Stadt Ye, ca. 90km. Wir hoffen, dass es nicht ganz so heiß wird und wollen früh losfahren.

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