Mya 04 Durch den Süden Myanmars

Durch den Süden Myanmars

Weiter ging es von Thanbyuzayat in Richtung Süden, unser nächstes Ziel war die Stadt Ye. Wir fuhren um etwa 8.oo Uhr los, auf den Straßen herrschte bereits dichter Verkehr, viele Schulkinder mit ihrer schicken Schulkleidung waren unterwegs.




Über der Stadt lag eine Wolke von beißendem Qualm aus vielen Auspuffrohren, vor allem aber von zahlreichen kleinen Feuern am Straßenrand, in denen Abfall einschließlich Plastik verbrannt wurde. Unsere feinstaubbelasteten Städte sind dagegen wahre Luftkurorte.

Wir fuhren einige Kilometer entlang der Hauptverkehrsstraße, bogen dann aber ab auf eine Nebenstrecke, die in etwa der Eisenbahnlinie entlang führte. Die ersten ca. 10 Kilometer war sie asphaltiert, danach fast nur noch ein rote Erdwege.


Manchmal ging es schon hubbelig zu, aber meist war der Weg recht gut zu fahren und die Strecke war ziemlich eben. Es gab kaum Verkehr, wir kamen durch landschaftlich schöne Gebiete.

Auf unserem Weg lagen zahlreiche kleine Dörfer, überall wurde uns zugewunken und wir freundlich mit "mingalabar" oder auch mit wenigen englischen Brocken wie "Helo", "Where you go", "Good bye" begrüßt, wahrscheinlich kamen wenige Fremde durch diese Dörfer und schon gar nicht solche Verrückten wie wir auf Fahrrädern. Einige der Dörfer am Anfang der Strecke waren recht schmuddelig mit viel Plastikmüll am Straßenrand, andere, eher im letzten Teil, fast schon nach Art der schwäbischen Hausfrau saubergefegt. Warum diese Unterschiede? Wir wissen es nicht, vielleicht lag es an unterschiedlichem Lebensstandard.

 Jedenfalls gab es neben hübschen Stelzenhäusern vor allem an Ortsrändern sehr armselige Hütten aus Bambus oder Brettern, möglicherweise von einfachen Landarbeitern.


Unterwegs mussten wir mit der Kawdut- Ferry eine Bucht überqueren.


Unsere Räder wurden in einem akrobatischen Balanceakt auf dem alten Kahn ver- und später wieder abgeladen. Ein Lastwagen hatte eine Ladung Backsteine zur Anlegestelle gebracht. Von dort wurden die Steine von Frauen körbeweise mühsam zum Schiff getragen und dort abgeladen.



Wir fuhren durch Reisanbaugebiete,



und immer wieder säumten ausgedehnte Kautschuk-Plantagen unseren Weg. Es sind ausgeprägte Monokulturen, die Bäume alle in einer Reihe, die Rinde spiralförmig entfernt und am unteren Ende ein Gefäß, um den flüssigen Kautschuk aufzufangen.



Die Kautschuk-Platten liegen oft vor den Häusern zum Trocknen aus, sie verbreiten einen sehr unangenehmen Geruch. Da heißt es jeweils, Nase zu und durch. Ebenfall vor vielen Häusern am Straßenrand zum Trocknen ausgelegt sind aufgeschnittene Bethelnüsse.


Sie werden in Scheiben geschnitten, in mit einer Paste aus Kalk bestrichenen Blätter gewickelt und ähnlich wie Coca-Blätter in Bolivien von vielen Männern gekaut.


 Es erhöht die Speichelproduktion. Die Folge: tief-rote und entsetzlich kaputte Zähne. Gesund ist das nicht, zumal es die Gefahr von Mundhöhlenkrebs mit sich bringt. Spuren davon findet man überall auf den Straßen in Form roter Flecken, wenn der Speichel in hohem Bogen ausgespuckt wird.

Bis Ye brachten wir es auf 106km, und das bei sengender Hitze von 33 - 35° C, aber die Strecke war interessant und erschien uns durch leichten Fahrtwind einigermaßen erträglich.

In Ye wohnten wir für zwei Nächte in einem hübschen und sauberen Hotel.

Wie fast an jedem Abend hatten wir Schwierigkeiten, das Hotel zu finden. Wie des öfteren stimmten die GPS-Angaben nicht, Straßennamen sind kaum ausgeschildert und wenn, dann für uns nicht lesbar, und die Menschen sind zwar sehr hilfsbereit, aber man findet kaum jemanden, der etwas Englisch spricht. In Ye hatten wir Glück: Ein junges Paar auf einem Moped sprach recht gut Englisch und konnte uns den Weg zeigen. Aber diese Stadt hat uns nicht wirklich gefallen. Vieles, was es auch sonst gibt, war in dieser Stadt auf die Spitze getrieben. Sie ist laut, schmutzig, Müll überall, streunende Hunde, die Straßen voller Schlaglöcher mit abbrechenden Seitenrändern, die Nebenstraßen nicht asphaltiert. Kleintransporter und unzählige Mopeds sind kreuz und quer unterwegs, irgendwie gibt es immer etwas zu transportieren, die kleinen Restaurants mit ihren Plastikstühlen erschienen uns hier nicht sehr einladend, einen akzeptablen Kaffee fanden wir nirgends. In der Mitte gibt es einen eigentlich hübschen See, der sich aber auch nicht wirklich schön darbietet. Der Fluss war braunes Schmutzwasser, die Ufer gesäumt von Plastikmüll. Plastik ist eine Geisel der Menschheit, das wird hier überdeutlich. Nachts bis in die frühen Morgenstunden bebten unsere Betten von dem dröhnenden sound eines Festivals in der Nähe. Naja, wir hätten wohl besser mitgefeiert.

Es ist nicht zu übersehen, dass Myanmar eines der ärmsten Länder selbst von Südostasien ist. Die ca. 53 Mio Menschen werden von einer Militärjunta regiert, die das Land seit wenigen Jahren geöffnet hat und einige Freiheiten zulässt. Mit 135 Volksgruppen ist es sehr vielfältig, fast 90% sind Buddhisten. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist sehr gering: 2017 waren es 1.263$, in Thailand dagegen 6.590$, in Deutschland fast 40.000$. Myanmar lebt vor allem von landwirtschaftlichen Produkten, bis zu 20% der Menschen arbeiten zumindest zeitweise im Ausland, vor allem in Thailand, u.a. als saisonale Erntehelfer. Immerhin ist ein gewisser Aufschwung spürbar: Überall wird gebaut, viele können sich ein Moped leisten, und auf den Feldern konnten wir bislang keine Ochsengespanne sehen. Die Arbeit auf dem Feld wird per Hand oder mit kleinen Traktoren verrichtet.

Die folgende Strecke von Ye bis Dawei unterteilten wir. Der erste Teil führte uns nach 100km zu dem Dorf Kanbauk in ein einfaches Hotel.



Wieder wollten wir eine Nebenstrecke wählen, aber wir konnten sie partout nicht finden. Später entdeckten wir, dass es nur ein schmaler Waldpfad gewesen wäre, den wir kaum geschafft hätten. Aber auf der Haupt-Verbindungsstrecke war der Verkehr mäßig und sie war recht gut zu fahren. Auf der Passhöhe unterwegs passierten wir die Grenze zwischen dem Mon-Staat und der Region Tanintharyl, wieder mussten wir anhalten und unsere Pässe vorzeigen.


Zunächst konnten wir zwischen den beiden Regionen keine Unterschiede feststellen, aber bald merkten wir, dass jetzt eine andere Sprache gesprochen wurde. Uns fiel der völlig andere Klang auf, obwohl natürlich beide Sprachen zumindest eine Gemeinsamkeit hatten: Wir verstanden sie beide nicht. Unterwegs kamen wir an mehreren Steinbrüchen und Straßenbaustellen vorbei. Und wieder wurden die Arbeiten auch auf diesem einzigen Highway nach Süden weitgehend per Hand verrichtet, der Teer in oben aufgeschnittenen Fässern auf offenen Feuern erhitzt, anschließend wurde der dampfende schwarze Brei mit der Kelle in Blechgießkannen gefüllt, die an die entsprechende Stelle geschleppt und ausgeschüttet wurden. Auf den frisch ausgebrachten Teer wurde per Hand Split geworfen. Eine unglaublich schweißtreibende und ungesunde Arbeit.



Dann kamen nochmals 91km bis Dawei. Die Umgebung wurde sehr gebirgig und ist mit dichtem Tropenwald bewachsen. Obwohl die Steigungen moderat waren, kamen wir im Laufe des Tages doch auf über 800 Höhenmeter insg. Bei einer Temperatur von schwülen 35°C fiel uns dieser Tag besonders schwer. Aber mit mehreren kleinen Pausen war es zu schaffen. Unterwegs trafen wir erstmals in Myanmar andere Tourenbiker, ein junges Paar aus Holland, das seit acht Monaten unterwegs war und die Seidenstraße entlang gefahren ist. Dawei ist eine sehr grüne und angenehme Stadt, u.a. mit vielen Palmen, Mango- (leider ist momentan keine Erntezeit) und Cashew-Bäumen, lebhaft und quirlig wie alle Städte hier, mit ausgedehnten Märkten und unzähligen kleinen Geschäften eng nebeneinander, die Straßenränder voll mit Auslagen der Geschäfte oder mit Mopeds. Und: Es gibt nette Cafès.



Hier bleiben wir für zwei Tage, setzen uns auf die Terrasse oben im 4. Stock unseres Hotels mit Blick auf die Stadt oder schlendern durch die Straßen und Märkte.


Danach gehts für einige Tage zum Relaxen an den Strand, zum Paradise Beach Resort.


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