11 LAOS Süd - von Süppchen zu Süppchen


Wieder in Laos, dem Land der langen Wickelröcke, der fröhlichen Kinderscharen, der Herzlichkeit, der Gastfreundschaft und Gemütlichkeit. Diesmal sind wir im südlichen Landesteil, und wir sitzen wieder fast täglich tapfer im Sattel. Aus Vietnam kommend, erreichten wir nach dem Grenzübergang Lao Bao in drei Tagen bei kräftigem Rückenwind und sonnigem, wunderbarem Wetter die Stadt Savannaketh. Damit hatte uns auch der Mekong wieder, der Fluss der Flüsse. Erheblich breiter, braun von Sedimenten, fließt er jetzt in der Trockenzeit träge dahin, von wenigen Langbooten abgesehen völlig ohne Schiffsverkehr. Wir blieben dem Mekong treu und folgten ihm weiter nach Süden, zunächst über einen nicht asphaltierten, sandigen Seitenweg



(Patagonien lässt grüßen), dann über die Straße 13 über Pakxe und Champasak bis zu den viertausend Seen und den Mekong-Fällen an der Grenze zu Kambodscha.
Wer unsere Tour auf der Landkarte verfolgen möchte, kann dies unter folgendem Link tun. Stefan hat wie immer unseren Tourenverlauf eingezeichnet:


Die Landschaft ist weitgehend flach, die Straße eben, so dass wir kräftig in die Pedale treten konnten, mit 114 km als Tages-Höchstleistung. Morgens gings zwischen 7 und 8 Uhr los, abends ist die Zeit begrenzt, weil es schon um 18 Uhr stockdunkel wird. Unterwegs sind links und rechts abgeerntete Reisfelder, Gebüsch, nicht sonderlich aufregend. Immer wieder die typischen, einfachen Stelzenhäuser aus Holz, ab und zu ein kleines Dörfchen, Wie gehabt strömten aus jedem Haus Scharen von Kindern wie die Orgelpfeifen, "Sabaidee" rufend, winkend, strahlend, alle fröhlich und ausgelassen.



Ab und an sieht man sogar Deutschland-Embleme auf einem T-Shirt oder sogar den Aufdruck "Schweinsteiger". Auf den Straßen war wenig Verkehr, ab und zu ein Moped oder einer der typischen Traktoren mit den lang gezogenen Griffen, wir mussten eher auf querende Kühe und Wasserbüffel, Hennen mit ihren zahlreichen Küken, Schweine und Enten aufpassen, die zu jedem Haus dazu gehören. Kleine Traktoren, gesteuert von dem dahinter stapfenden Bauern, pflügen ein unter Wasser stehendes Reisfeld um. Einige Familien waren bereits dabei, neuen Reis zu pflanzen.  Hier im Süden kann man nämlich mehrfach Reis ernten.



Reissätzlinge ernten


Reissetzlinge einpflanzen

Hauptnahrung auf unserer Tour über Land waren Nudelsuppen mit Reisnudeln, bis zu dreimal am Tag, morgens, mittags und abends. Jeweils mit überschaubaren Portionen Hühner- oder Schweinefleisch und dazu, sehr lecker, auf einem extra Teller Kräuter, vor allem Pfefferminze, Salatblätter und eine Art Bohnen, die man zerkleinert dazu gibt. Ein Tag ohne unsere Nudelsuppe ist kaum noch denkbar. Mit einigen Tropfen Chilipaste wird das richtig "spicy".


 Wir befürchten schon Entzugserscheinungen, wenn wir nach Hause kommen. Am Mekong haben wir mehrfach Mekong-Fisch gegessen, z.B. in Bananenblättern eingewickelt, lecker. Die übrigen Mahlzeiten sind meist schmackhaft, wiederholen sich aber allmählich, immer Reis oder Klebereis mit Soßen, vegetarisch oder mit Fleisch, deren Auswahl ebenfalls begrenzt ist. Manchmal erinnern wir uns voll Sehnsucht an unsere Camping-Küche in Südamerika, an das Schlafen draußen im Zelt. Es ist schon eine völlig andere Tour, immer im Hostel, immer in Lokalen essen, auch wenn die meist recht bescheiden sind.

Kälbchen auf dem Weg zum Markt






Was ist in den Bambuskörbchen? Vergrößere das Bild !

Die Städte Savannaketh und Pakxe, durch die wir fuhren, wirkten überschaubar, obwohl sie nach Vientiane die größten Städte des Landes sind. Savannaketh beherbergt einige in die Jahre gekommene ehemalige Verwaltungsgebäude und Villen aus der französischen Kolonialzeit. Hier haben wir den Weihnachtsabend verbracht, warm und lauschig, ohne Tannenbaum und Weihnachtslieder, dafür bei einem leckeren Fischgrill in einer Art Biergarten am Mekongufer. Ein weiterer Mitradler, Ralf aus München, ein Freund Stefans, war zu uns gestoßen und hat unsere kleine Gruppe auf fünf erhöht. Pakxe diente uns als Ausgangspunkt für unsere Tour auf das Bolaven-Plateau. Champasak, ehemalige Königsstadt, wirkt heute wie ein verschlafenes Dorf mit praktisch nur einer Straße, sich über mehrere Kilometer den Mekong entlang ziehend, irgendwie verträumt, idyllisch. Es war so wenig los, dass wir Silvester tatsächlich verschliefen.



Nix los? Stop! Zumindest ein erstaunliches Theaterprojekt gab es, von einem Franzosen angestoßen, die Aufführung eines Puppentheaters und eines Stummfilms, jeweils musikalisch begleitet von einer einheimischen Gruppe auf traditionellen laotischen Instrumenten. Wir sahen einen faszinierenden Stummfilm aus den 20er Jahren, der den Kampf der Menschen aus der damaligen Zeit gegen die Gefahren des Urwaldes, gegen wilde Tiere wie Tiger, Leoparden und Elefanten zum Thema hatte, sehr unterhaltsam gemacht. Uns wurde bewusst, dass von diesem Urwald und dieser reichen Tierwelt leider nur noch klägliche Reste übrig sind. Und wie dürftig selbst die Vogelwelt ist, zumindest die, die wir unterwegs in der Kulturlandschaft wahr nehmen.
Von Champasak aus besuchten wir das Vat Phou, das älteste Heiligtum der Khmer in Laos. Teile gehen bis auf das 6. Jh. zurück, älter sogar als Angkor und ursprünglich hinduistischen Göttern geweiht. Mehrere Paläste und Tempel, heute nur noch Ruinen, sind zu bestaunen, insbesondere einige gut erhaltene Reliefs. Letztlich sind wir doch etwas hilflos über dieses Terrain gewandelt, eindrucksvoll, aber doch fremd.






Wir müssen gestehen, dass wir einmal unseren Fahrrädern untreu wurden. Kaum ein Mensch hier fährt Fahrrad, alle Welt sitzt auf dem Moped. So sind auch wir auch mal auf Mopeds umgestiegen, die wir für 4 € pro Tag ausliehen.






 Aber, keine Angst, nur für zwei Tage. Obwohl sie maximal 60 km/h hergaben, war das schon ein tolles Gefühl. Mit ihnen brausten wir über 200 km über das Bolaven-Plateau östlich von Pakxe. Im Durchschnitt 1200 m hoch gelegen, bietet es beeindruckende Landschaften und Ausblicke, mehrere Wasserfälle konnten wir bestaunen.




Wer solche Wagenräder in die Ohrläppchen kriegt spaltet auch millimetergenau Bambus


Wir besuchten eine der zahlreichen Kaffee-Plantagen und konnten sehen, wie Kaffee getrocknet und geröstet wird. Es war ein Genuss, ihn dann zu kosten. So schön diese Moped-Tour war, anschließend stellten wir doch fest: Es geht nix über unsere Fahrräder.


Kaffeebohnen, reif im Dezember



getrocknete Kaffeebohnen frisch im Wok geröstet


echter Laos Kaffee mit dicker, süßer Kondensmilch

Eindeutige Höhepunkte waren die viertausend Inseln nahe der kambodschanischen Grenze. Der Mekong verzweigt sich mehrfach, umschließt zahlreiche größere und kleinere Inseln und fließt über mehrere Wasserfälle nach Süden. Wunderschön, mit herrlichen Uferbereichen und Stränden, Kokosnusspalmen, Wasserläufen überall.





Verrostete Reste einer Eisenbahn einschließlich einer alten Verladerampe aus der französischen Kolonialzeit sind noch zu sehen. Damit wurden Waren und Kanonen an den Stromschnellen vorbei nach Norden transportiert. Wir blieben mehrere Tage auf der Insel Don Khon, umrundeten die Inseln per Rad, gingen schwimmen und unternahmen eine ganztägige Kajak-Tour.










Diese Kajaktour erwies sich als sehr abenteuerlich, wir überwandten Stromschnellen bis zum 3. Grad und waren stolz, unbeschadet durch zu kommen, während Stefan und Ralf ebenso wie andere Teilnehmer unfreiwillig die Eskimorolle machten. Besonders herausragend war die Beobachtung der seltenen Irrawaddy-Delphine, die südlich der Inseln ihre Schwimm- und Tauchübungen machten. Diese seltenen Süßwasserdelphine mit rundlichem Kopf und ohne Schnauze gibt es hier nur noch mit 5 Exemplaren, insgesamt leben im Mekong noch 70 Tiere. Den Abschluss bildete der Besuch des Khon Phapheng-Wasserfalls, der mit 20m Tiefe und mehreren hundert Metern Breite als größter Wasserfall Südostasiens gilt. Es hat uns fasziniert, wie die tosenden Wassermassen über Felsen und Geröll in die Tiefe rauschen.


Tschau Laos. Morgen werden wir es endgültig verlassen und über die Grenze nach Kambodscha weiter fahren.












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