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Hanoi hat 7 Mio Einwohner und mindestens 4 Mio Mopeds. Es ist wie in einem Bienenschwarm. Ein wahnsinniges Gewusel. Sie kommen von allen Seiten, und sie sind wieselflink. Besonders in der rush-hour um 5 oder 6 Uhr abends. An jeder Kreuzung gefühlte Hunderte, tatsächlich kaum weniger. Regeln scheinen keine zu gelten, selbst auf grüne Ampeln ist kein Verlass. Als Fußgänger eine breite Straße überqueren? Mit Zögerlichkeit und Vorsicht geht gar nix. Da hilft nur Zielstrebigkeit, ein entschlossener Blick - und los. Und siehe da, die Mopeds bremsen ab, weichen aus, fahren um einen herum. Wenn man sich daran gewöhnt hat, funktioniert es. Der Fahrstil ist gelassen, in keiner Weise aggressiv, gehupt wird mäßig, sehr viel mehr von Autos. Bislang haben wir lediglich einen kleinen Auffahrunfall gesehen. Die Mopeds sind meist aus chinesischer Produktion, es gibt viele Hondas, die in der Regel nachgebaut sind. Kosten: Knapp unter 1000$.
Ein Höhepunkt für uns war, als ein Hochzeitspaar sich in der Altstadt mitten auf eine Kreuzung stellte, völlig entspannt, lächelnd, um sich mit dem Verkehrsgewühl als Hintergrund fotografieren zu lassen. Kein Problem, das war nicht einmal ein Hupen wert, die Mopeds fuhren einfach drum herum.
Diese Stadt hat uns fasziniert, deshalb blieben wir auch fünf Tage, bei durchwachsenem Wetter, bewölkt, aber ohne Regen. Insbesondere die Altstadt hat uns gefallen, mit ihren engen Gassen, ihrem quirligen Leben zumindest bis um 11.oo Uhr abends, dann tritt fast schlagartig Ruhe ein. Und morgens noch vor 6.oo Uhr geht es von Neuem los. Der Geräuschpegel tagsüber ist hoch, beherrscht vom steten Brummen der Mopedmotoren.
Die Häuser, kaum drei Meter breit, lehnen eng aneinander. Ein Laden reiht sich an den anderen, viele moderne Geschäfte, Juweliere, Modeshops, Touranbieter, kleine Restaurants, Hotels, aber auch zahlreiche ältere Geschäfte mit allerlei Krimskrams, auf engem Raum wild durcheinander gestapelt. Geschäfte mit gleichem Angebot sind in bestimmten Straßenabschnitten konzentriert. Abschnitte z.B. für Kurzwaren und Stoffe, Mopedwerkstätten, Musikinstrumente usw. Diese Geschäfte sind zugleich Werkstätten und Wohnungen, in denen ganze Familien leben. Mit Fernsehgerät und Buddha-Schrein, einem niedrigen Esstisch mit kleinen Plastikstühlchen, dazwischen ein abgestelltes Moped und, oft durch einen Vorhang abgetrennt, Matratzen als Schlafstatt, in einer Ecke eine kleine Kochstelle. Nach hinten kommen meist, über einen schmalen Gang erreichbar, weitere kleine Wohnungen, Küchen.
Der Bürgersteig wird als Mopedabstellplatz verwandt, so dass man als Fußgänger eigentlich immer auf die Straße ausweichen muss. Dazwischen sind kleine Garküchen, ebenfalls mit niedrigen Plastikstühlen und -Tischen, Straßenverkäufer. Immer wieder sind wir durch die Altstadt geschlendert, es ist eine unvergleichliche Atmosphäre.
Angeblich lebt eine riesige Schildkröte in diesem See, weit über 100 Jahre alt und mehr als zwei Meter lang, von der Art der Weichpanzer-Schildkröten, die es weltweit nur noch mit vier Exemplaren gibt. Leider haben wir sie nicht zu Gesicht bekommen. Aber ihr zu Ehren gibt es mitten im See den Schildkröten-Tempel. Jedenfalls sind Schildkröten in Vietnam besondere Tiere, um die sich viele Sagen ranken.
Natürlich haben wir in Hanoi zahlreiche Sehenswürdigkeiten gesehen, so die Tran Quoc-Pagode aus dem Jahr 544 n.Chr.,
den Literaturtempel, so nennt sich die bereits im 11. Jahrhundert gegründete Universität, wir haben eine Vorstellung des Wasserpuppen-Theaters besucht,
waren im Ethnologischen Museum mit einer sehenswerten Ausstellung über die mehr als 50 ethnischen Minderheiten, im Historischen Museum und, als besonderen Höhepunkt, haben wir Ho Chi Minh einen Besuch abgestattet. Er liegt, einbalsamiert, in einem monumentalen Mausoleum.
Über lange Zuwege geführt, glücklicherweise ohne Warteschlange, durften wir feierlich an ihm vorbei defilieren. Ist er es selbst oder ist es nur eine Wachspuppe wie bei Madame Tussauds? Ein Unterschied ist nicht zu erkennen. Soweit wir wissen, hat er selbst das nicht gewollt. Und es steht auch in eklatantem Gegensatz zu seinem höchst bescheidenen Wohnhaus, das ganz in der Nähe steht. Nun ja. Aber hat er uns nicht im Vorbeigehen ganz heimlich zu gezwinkert?
Hanoi ist eine Stadt eklatanter Gegensätze. Da gibt es KFC neben der traditionellen Garküche, den Rundhut und vietnamesische Festkleidung neben dem gewagtesten Minirock, Hammer und Sichel neben Weihnachtsbeleuchtung und üppig geschmückten Plastik-Tannenbäumen.
Das Handy ist ohnehin allgegenwärtig. In der Tradition verwurzelt hat sich das Land jedenfalls wirtschaftlich und technisch der Moderne geöffnet, und dies ergibt eine sehr eigene, unübersehbare Dynamik. Da ist nichts von "sozialistischem" Schlendrian, die Menschen sind bienenfleißig, überall herrscht eine rührige Geschäftigkeit. Es mag manches chaotisch wirken, Bereiche, die wir etwas kennen lernten, waren bestens organisiert. Auch der Tourismus wird längst mit großer Professionalität betrieben. Mit smarten Hotelangestellten und Touren-Anbietern, die ganz offensichtlich in Verkaufsstrategie geschult sind, ihre Angebote gekonnt offerieren und jedenfalls in Hanoi gut Englisch sprechen. Die Programme selbst sind minutiös strukturiert und sie funktionieren tadellos und auf die Minute.
Wäre es angesichts unseres ehrwürdigen Alter nicht angemessener, statt wild verwegener Radtouren endlich mal ganz gesetzt an Kreuzfahrten z. B in der Karibik oder zum Nordkap teil zu nehmen? Wir haben es gemacht, nicht in der Karibik oder am Nordkap, sondern zumindest mal für zwei Tage in der Halong-Bucht, ca. 100km von Hanoi entfernt.
Auf der "Viet Beauty", so richtig mit schöner Zweierkabine, oben ein Sonnendeck und darunter ein tolles Restaurant.
Zusammen mit ca. 14 anderen sehr netten Touristen aus allen Ecken der Welt, viel mehr fasste das Schiff auch nicht.
Mit dem Wetter hatten wir Glück, obwohl unstetes Wetter gemeldet war und wir deshalb nicht wie geplant mit dem Rad hierher gefahren sind: Es war überwiegend sonnig, zumindest war klare Sicht auf die Wunderwelt, die sich uns bot. Zahllose Inseln aus Kalkstein, schroff und in bizarren Formen aus dem Meer aufragend, mit schönen Buchten und Grotten.
Um uns neben anderen Touristenschiffen kleine Fischerboote, auf denen ganze Familien leben. Diese Inselwelt ist Weltkulturerbe der UNESCO und tatsächlich einmalig schön.
Wir stiegen auf den Titoph-Hügel, besuchten die Thien Cung-Höhle, probierten uns im Kajak-Fahren und lernten in einer Austern-Farm kennen, wie Perlen entstehen. Richtiges Touri-Programm also, es war eindrucksvoll und halt mal was anderes.
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