Vietnam - ein Land, das uns und unsere politische Entwicklung nachhaltig geprägt hat. Zutiefst berührte uns das Schicksal des vietnamesischen Volkes in den 60er/70er Jahren, mit all unserer jugendlichen Begeisterung solidarisierten wir uns mit seinem letztlich erfolgreichen Kampf gegen die scheinbar übermächtige und brutale US-Militärmachinerie. Seit damals besteht der Wunsch, dieses Land selbst kennen zu lernen. Jetzt, fast 40 Jahre später, sind wir in Vietnam angekommen.
Dien Bien Phu heißt der erste Ort auf vietnamesischer Seite. Eigentlich ein unscheinbarer Ort, aber doch ein Meilenstein in der Geschichte und deshalb für uns history-fans ein Muss. 1954 endete hier die französische Kolonialherrschaft mit einer verheerenden Niederlage gegen die Viet Minh unter Ho Chi Minh und dem legendären General Giap. Wir besuchten den Bunker des französischen Oberbefehlshabers, General De Castries, und stiegen auf den Hügel, der von den Franzosen als Festung ausgebaut war, von den Viet Minh zerstört, indem sie in einem heimlich gebauten Tunnel eine Tonne Sprengstoff zur Explosion brachten. Hundertausende mussten bei den Kämpfen ihr Leben lassen.
General De Castries Bunker |
Hügel A1 in Dien Bien Phu |
in der Trockenzeit werden die Flußufer bepflanzt |
Teeplantagen |
Teeernte |
Wahnsinnig viele Mopeds und kleine Motorroller sind unterwegs, viele davon schwer beladen. Schier unglaublich, was damit alles transportiert wird: komplette Schrankwände, Baumaterialien, mehrere quadratmetergroße Glasscheiben, ganze Hühnerscharen in übereinander gestapelten Käfigen, zwei ausgewachsene, lebende Schweine, quer auf dem Rücksitz fest gezurrt.
Es gibt erheblich mehr PKWs als in Laos, auch Luxuskarossen aus Deutschland, und die Hupe ist das wichtigste Instrument am Fahrzeug, ständig lautstark genutzt und nervig. Unser Versuch, mit der Fahrradklingel dagegen zu halten, scheiterte kläglich. Wenn wir die Menschen in Laos als bescheiden-zurückhaltend beschrieben haben, so erscheinen uns die Vietnamesen als eher forsch und offensiv. Statt "Sabadiiih" erklingt jetzt überall "Hello"(klingt wie unser Faschings Hellau), von den zahlreichen Kindern sowieso, hier aber auch von vielen Erwachsenen, die uns auch häufig direkt ansprechen. Weiter als "Good morning" reichen die Englisch-Kenntnisse meist nicht, so dass Unterhaltungen nur mit Händen und Füßen möglich sind. Auf jeden Fall begegnet uns überall ein außerordentlich herzliches Willkommen.
Vietnam ist kein Land für Langschläfer. Um 6.oo Uhr morgens ertönen entsetzlich quäkende Lautsprecherdurchsagen, unerbittlich den schönsten Schlummer beendend. Wahrscheinlich sind es offizielle Informationen, vielleicht auch politische Parolen, revolutionäre Lieder.
An vielen Gebäuden hängen die Nationalfahnen mit gelbem Stern, nicht ganz so häufig wie in Laos, an den Straßen politische Plakate. Ho Chi Minh, von allen verehrt, ist überall präsent.
Nach Dien Bien Phu entschieden wir uns dafür, durch das Tal von Mai Chau in Richtung Hanoi weiter zu fahren.
Eine Alternative wäre die Tour über die Berge nach Sa Pa gewesen, einem besonderen Touristenmagnet hoch im Norden. Aber dort war für die ganze Woche Regen und Kälte gemeldet. Auch auf unserer Strecke war es bewölkt und kühl, aber zumindest trocken. Gottseidank haben wir unsere warmen Sachen nicht schon wie beabsichtigt als Paket nach Deutschland geschickt, wir wären erfroren, auch so hat sich Thomas eine Erkältung gefangen.
Das Tal erwies sich doch als reichlich gebirgig, wir fuhren fünf Tage lang immer zwischen 200 und über 1400 Höhenmeter, mehrfach mit 3 - 4-stündigen Bergauf-Fahrten im 1. Gang.
Umso mehr genossen wir am fünften Tag die 20 km lange Abfahrt nach Mai Chan, nur Fliegen ist schöner. Landschaftlich lohnte sich die Strecke allemal, kegelförmige Berge begrenzten intensiv genutztes Kulturland, mal sehr eng, mal als breiter Talkessel.
Reisanbau auf in Jahrhunderten geschaffenen Terrassenfeldern, mit kunstvoll angelegten engen Kanälen bewässert, zwei bis drei-mal im Jahr geerntet, umgepflügt und neu bepflanzt, alles in mühevoller Handarbeit. Gepflügt wird mit den zahlreich vorhandenen Wasserbüffeln,
die uns oft mitten auf der Straße entgegen liefen, manchmal auch mit kleineren oder größeren Traktoren, fast durchweg Antiquitäten.
Mehrfach wurde auch Mais gedroschen,
in einer Gegend gab es vor allem Obstanbau: Bananen, Zitrusfrüchte, die Jack-Fruit, die uns besonders schmeckte.
Auch in Vietnam scheint Nudelsuppe (Pho) das häufigste Gericht zu sein, mehrfach gab es aber auch verschiedene Fleischsorten bzw. Tofu mit Reis, wobei das Essen hier nicht scharf ist und mit bereit gestellten Soßen nachgewürzt werden muss.
Bewohnt werden die Dörfer, durch die wir fahren, von ethnischen Minderheiten, Bergvölkern, von denen es ähnlich wie in Laos mehr als 50 gibt, mit jeweils eigener Sprache und noch sehr lebendiger Kultur. Zusammen machen sie ca. 15% der Bevölkerung Vietnams aus (immerhin fast 90 Mio). In der ersten Teilstrecke waren es die Schwarzen Thai, erkennbar an dem samtartigen, langen schwarzen Rock, den die Frauen selbst bei der Feldarbeit tragen, die pechschwarzen Haare zu einem Dutt auf dem Kopf hoch gebunden. Da sieht es besonders lustig aus, wenn sie noch einen Helm obendrauf balancieren.
Überhaupt sind sie heraus geputzt als wollten sie auf einen Ball gehen. Bei Männern konnten wir keine besondere Kleidung entdecken. Weiter in Richtung Mai Chau wohnen die Weißen Thai, die Frauen mit hübschen, knielangen Röcken, darunter eine Art Leggings. Man nimmt an, dass diese Thai vor mehreren Jahrhunderten aus Thailand eingewandert waren.
In Mai Chau verbrachten wir nochmals eine Nacht in einem "homestay", also bei einer Familie, die ein Zimmer für uns zur Verfügung stellte und verköstigte. Am nächsten Tag ging es ab nach Hanoi.
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