Ib 02 Madrid - Grenze Portugal
24.5.2024. Madrid - Las Navas del Marqués 86km 1.580 HM rauf
Gestern Abend kam noch eine sehr gute Nachricht: Thomas wird Anfang Juni nach Porto nachkommen, so dass wir im zweiten Teil der Reise wieder zu zweit sind. Das eingespielte Dream-Team eben. Dann ist Schluss mit mir als Lonely Rider.
Aus Madrid raus zu fahren, war gar nicht so einfach. Das Königsschloss war im Weg, mit all seinen Gärten und Treppen. Ich brauchte eine Weile, bis ich einen Weg drumherum gefunden hatte und wieder auf meiner Route war. Dann kamen ausgedehnte Parkanlagen und danach mehrere Vorstädte. In dem Park gab’s offenbar einen Volkslauf, Ich hatte Mühe, durch die Tausenden von Läufern (es waren wirklich unglaublich viele) hindurch zu kommen. Zudem kamen mir heute (es ist Samstag) zahlreiche Pulks von Rennradfahrern entgegen beziehungsweise überholten mich. Ich wusste gar nicht, dass in Spanien Rennradfahren auch so angesagt ist.
Ich fuhr heute fast nur Landstraße, meist mit breiten Seitenstreifen, In den Städten gab es gut ausgebaute Fahrradwege. Mir fiel auf, dass spanische Autofahrer gegenüber Radfahrern sehr rücksichtsvoll sind. Sie halten selbstverständlich an, wenn beispielsweise Radfahrer an Kreuzungen eine Straße queren müssen.
Nach circa 60 km hatte ich um die Mittagszeit den eigentlichen Zielort El Escorial erreicht, wobei das letzte Stück ein deutlicher Anstieg war. Es muss ein touristisch interessanter Ort sein, mit einer eindrucksvollen Schlossanlage. Nur, es gab dort keine Unterkunft mehr, so dass ich eine Bleibe etwas weiter im nächsten Ort auf der Tourenstrecke gebucht hatte. Dieses „etwas weiter“ waren 26km. Das wäre nicht das Problem gewesen, wohl aber die hohe Bergkette, die zu bewältigen war. Gleich zu Anfang gab es einen kräftigen Anstieg von teils 10% mit 500 Höhenmetern, Im weiteren dann immer wieder Abfahrten und Aufstiege von je mehreren 100 Höhenmetern. Das war mehr als schweißtreibend. Zumal ich merkte, dass meine Batterie nicht mehr lange durchhält und ich deshalb auf möglichst niedriger Stufe fahren musste. Selbst die Anstiege fuhr ich meist auf der untersten Stufe, soweit es ging auch „Off“. So kamen schließlich 1.580 Höhenmeter an diesem Tag zusammen. Uff! Als ich in Las Navas del Marqués ankam, das 1.350m hoch liegt, war die Batterie alle. Meine eigene Batterie allerdings auch.
25.5.2024. Las Navas del Marqués - Ávila 42km 550 HM rauf
Was für ein Tag! Die strahlende Sonne und der blaue Himmel locken aus dem Bett. Dann ein gutes Frühstück, mit Kaffee, frisch gepresstem Orangensaft, Tostadas mit Tomatenmus und Serrano-Schinken. Die Stimmung ist sonntäglich ruhig und entspannt. Die Beine freuen sich schon darauf, aktiv zu werden. Ein frischer Wind streift das Gesicht, die Räder rollen, die Landschaft zieht gemächlich vorbei. Zunächst ein lichter Kiefernwald, dann Wiesen und Weiden. Das Singen der Vögel begleitet mich. Am frühen Morgen ist das Grün der Wiesen besonders intensiv, die Ginsterbüsche leuchten in strahlendem Gelb. Der Blick schweift in die Weite der kargen, aber herrlichen Berglandschaft. Es ist unglaublich schön.
26.5.2024. Las Navas del Marqués - Ávila 42km 550 HM rauf
Was für ein Tag! Die strahlende Sonne und der blaue Himmel locken aus dem Bett. Dann ein gutes Frühstück, mit Kaffee, frisch gepresstem Orangensaft, Tostadas mit Tomatenmus und Serrano-Schinken. Die Stimmung ist sonntäglich ruhig und entspannt. Die Beine freuen sich schon darauf, aktiv zu werden. Ein frischer Wind streift das Gesicht, die Räder rollen, die Landschaft zieht gemächlich vorbei. Zunächst ein lichter Kiefernwald, dann Wiesen und Weiden. Das Singen der Vögel begleitet mich. Am frühen Morgen ist das Grün der Wiesen besonders intensiv, die Ginsterbüsche leuchten in strahlendem Gelb. Der Blick schweift in die Weite der kargen, aber herrlichen Berglandschaft.
Heute sind nur 42 km zu fahren, immer auf und ab in einer Höhe zwischen 1100 und 1448 Höhenmetern. Den größten Teil der vorgesehenen Tagesstrecke hatte ich gestern schon geschafft und sie mich.
So erreiche ich schon am späteren Vormittag die Stadt Avila. Ich hatte keinerlei Erwartungen und war überwältigt. Die Altstadt, erbaut im 15. und 16. Jh., ist eingefasst von einer intakten Stadtmauer von 2,5 km Länge, mit 87 Wehrtürmen und neun befestigten PoZugängen, zudem zahlreiche befestigte Patrizierpaläste innerhalb der Stadtmauer. Wieder ein UNESCO-Kulturerbe, weltweit die längste erhaltene Stadtmauer. Ich habe es sehr genossen, durch diese mittelalterliche Stadt zu schlendern und sie in Ruhe anzuschauen.
26.5.2024. Ávila - Martinamor 97km 1.100 HM rauf
Am Morgen gab’s zunächst noch mal eine Abschiedstour mit dem Rad durch Avila, das musste sein. Wenige 100 m draußen dann von einem Aussichtspunkt ein Blick zurück auf diese herrliche Stadt mit ihrer Stadtmauer und ihren zahlreichen Wehrtürmen. Ein Schmuckstück.
Weiter ging’s durch die karge, leere Berglandschaft mit Weiden, Felsgruppen, blühenden Ginsterbüschen. Die Landstraße war wenig befahren, alle 5 Minuten vielleicht ein Auto. Die nächsten fast 40 km gab es drei Dörfchen, ausgestorben, die Suche nach einem Supermarkt, also einem kleinen Dorfladen war im ersten vergeblich, im zweiten gab es kaum etwas, aber zumindest etwas wie Äpfel. Im dritten, dem Dorf Alaraz, gab es immerhin eine Bar, in der ich mit einem Besucher ins Gespräch. Er erzählte, dass das Dorf immerhin 500 Einwohner habe, meist ältere Menschen. Allerdings stehe ein erheblicher Teil der Häuser leer, deren Bewohner lebten längst in Städten und kämen höchstens mal in den Ferien vorbei. Dabei gehe es diesem Dorf noch ganz gut, denn es gebe immerhin einen Arzt, einen „Supermarkt“ und diese Bar. In den meisten Dörfern der Umgebung gebe es gar nichts mehr. Zudem gebe es in Alaraz immerhin zwei kleinere Betriebe, die Fleisch und Wurstwaren produzieren.
Mit dem erstandene Apfel konnte ich zumindest mein Ritual einer Äpfelchen-Pause am späteren Vormittag fortsetzen, das ich mir auf dieser Tour wieder angewöhnt hatte. Als Mittagessen gab’s dann auf einer Bank im Schatten ein mit Schinken belegtes bocadillo, zu Deutsch Sandwich. Darauf erfolgte die tägliche kleine Siesta.
Im weiteren Verlauf der Tour säumten links und rechts Getreidefelder meinen Weg, immer wieder gab es auch größere landwirtschaftliche Gehöfte.
Aus Quartiersgründen war die Fahrt heute wieder 10 km länger als geplant und ich kam immerhin auf 1100 Höhenmeter. Während ich dies auf dem Balkon meines Hostals schreibe, fliegt direkt über mir eine Mehlschwalbe mit Futter in ihr Nest. Wenn das kein Glück bringt?
27.5.2024. Martinamor - Salamanca 23km 100 HM
Es war nur ein kurzer Trip bis Salamanca. So zwischen zwei Espresso halt. Ich suchte früh mein Zimmer auf, in einem Apartment im vierten Stock ohne Aufzug. Und ohne Papa um die Ecke mit einer Garage. Also was half es? Ich wuchtete also mein E-Bike hoch in den vierten Stock. Irgendwie ging es.
Den Rest des Tages schaute ich mir das bezaubernde Salamanca an. Es war mein zweiter Besuch. Der letzte war während unserer Spanien-Radtour 2019. Aber an Salamanca kann man sich nicht satt sehen. Es ist die älteste Universitätsstadt Spaniens, mit der architektonisch schönsten Plaza Mayor ganz Spaniens, dem Casa de las Conchas, den beiden Kathedralen unterschiedlichen Alters und Baustils, direkt miteinander verbunden, den historischen Universitätsgebäuden. Durch diese Stadt schlendern, wieder entdecken, staunen, genießen, das war mein Nachmittag.
28.5.2024 Salamanca - Vitigudino 72km ca 300HM rauf
Irgendwie waren die ersten 30km langweilig. Die Landstraße war meist kerzengerade, die Landschaft ausgeräumt, es gibt überwiegend Getreideanbau. Das wird abgelöst durch Weideland, mit schattenspendenden Steineichen einzeln oder in Gruppen, einem bunten Blütenteppich, hin und wieder Ginsterbüschen. Ganadería, also Rinderhaltung ist hier dominierend. Weißstörche, an einer Stelle 10 besetzte Nester nicht mehr als jeweils zwei oder drei Meter voneinander entfernt. Fast wie im hessischen Ried. Über mir zogen Rotmilane majestätisch ihre Kreise, mit hellem Kopf und in der Sonne rötlich leuchtenden Schwanzfedern.
Unterwegs das gleiche Bild wie bisher: wenige kleine Ortschaften und landwirtschaftliche Gehöfte. In Villaseco, einem der Dörfer, kam ich bei meiner Äpfelchenpause mit einem Einwohner ins Gespräch, 90 Einwohner hätte der Ort, im Sommer seien es etwas mehr. Es gibt eine Grundschule.
Ich übernachte in Vitigudino, einem Zentrum der Rinderhaltung. Mein Abendessen besteht aus drei kleinen Schalen mit Tapas, sehr lecker und sättigend. Kosten: Zusammen mit zwei Glas guten Rotwein 7,50 Euro. Da kann man nicht meckern,
Später höre ich Blasmusik die Straße heraufkommen. Tatsächlich, es ist ein Umzug, geführt von einer kleinen Kapelle, gefolgt von zahlreichen, meist jungen Menschen in Gruppen mit T-Shirts in jeweils unterschiedlichen Farben und Lay Outs. Heute beginnt das hiesige Volksfest “Corpus de Cristo”, es dauert eine Woche, ist christlichen Ursprungs, Die unterschiedlichen Jugendgruppen seien verschiedene peñas, die je unterschiedliche Lokale als Treffpunkte hätten. Höhepunkt sind die „spectaculos taurinos“, also die Stierhatz, die morgen beginnt. Die Absperrgitter in der Innenstadt sind schon aufgebaut. Abgesehen von der Stierhatz erinnert es mich sehr an die Kirchweih oder “Kerb” bei uns. Ein Lied, das gesungen wurde: “Wir trinken kein Wasser, wir wollen Bier”. Na, denn Prost. Wie sehr sich die Sitten doch ähneln.
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