DI 03 Cycling Europe: ITALY: Apenninen und Abruzzen

 DI 03 Cycling Europe: ITALY: Apenninen und                                             Abruzzen 

Traumtour vom Main bis zum antiken "Ende der Welt" , wo adriatisches und ionisches Meer sich treffen - am Stiefelabsatz Italiens. Teil 3


                                                    Tourenanimation Apenninen

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                                                       Tourentagebuch "Apenninen"

                                                       
                                                              Strecke auf Komoot



Nach Ravenna hatte uns das Gebirge wieder, mit kräftezehrenden Anstiegen: die Apenninen. Die langgezogene Küste mit ihrem Touristen-Rummel und die Stadt Rimini ließen wir links liegen. Unser nächstes Highlight war San Marino, der kleine Stadtstaat mitten in Italien, Steuerparadies, natürlich hoch oben exponiert auf einem Hügel gelegen. Der Anstieg war heftig, steile Rampen am Schluss, dazu noch Schotter. Fahren ging nicht mehr, schieben war angesagt, am Ende war bei Thomas der Akku leer, aber wir schafften es. 




Am nächsten Tag ging es mit der Gondel in die Altstadt mit ihren engen Gassen und Andenken-Läden sowie einem Wahnsinns-Ausblick in die Umgebung. Ohrenbetäubende Kanonenschüsse erschreckten uns, in der Kathedrale fand eine Zeremonie statt, Uniformierte, die „Armee“ des Stadtstaates, versammelten sich davor, offenbar gab es einen Festtag zu feiern. 






Am Nachmittag ging es weiter über das Gebirge, mit stetem Auf und Ab, bei strahlender Sonne, bis zum schönen Städtchen Carpegna mit seinen malerischen Gassen. Die Nacht blieben wir auf dem ziemlich leeren Zeltplatz Paradiso. Heiner hatte zunehmend Probleme mit seinen Bremsen, die am Hinterrad versagte völlig, er war alleine auf die Vorderradbremse angewiesen. Im Gebirge bei den Abfahrten natürlich äußerst problematisch. Weiter ging es bei Traumwetter durch eine herrliche Bergwelt, die Orte Cagli, Costacciaro, Fossato di Vico waren die nächsten Stationen. Dann zwei Anstiege von insgesamt gut 800 Höhenmetern und wir waren im Pilgerzentrum Assisi, Wirkungsstätte von  Franz von Assisi, Gründer des Franziskanerordens. Eine bezaubernde, geschichtsträchtige Stadt, hoch oben auf einem Hügel gelegen, mit unvergesslichem Blick hinunter ins Tal. Priorität hatte allerdings die Reparatur der Bremse bei einem sehr kompetenten Mechaniker unterhalb der Stadt in Santa Maria degli Angeli. Der baute gleich eine komplett neue Hinterrad-Bremse ein, die alte war völlig verglast, und erneuerte auch die Bremsklötzchen der Vorderbremse. Ein neues, sicheres Fahrgefühl, welch eine Wohltat. Natürlich blieben wir einen Tag, hatten unsere Zelte auf einem nahen Campingplatz aufgebaut und erkundeten die Stadt zu Fuß. Schöne Plätze, enge Gassen, mehrere sehenswerte Kathedralen, die Blicke ins Tal, all das faszinierte uns. Angenehm war, dass die Stadt nicht von Touristen überfüllt war, asiatische und amerikanische Reisende fehlten fast völlig. 









Spoleto war unser nächstes Ziel, laut Reiseführer abermals eine der schönsten Städte Italiens, und dem können wir nur zustimmen. Die Altstadt, natürlich wieder hoch oben auf einem Felsen gelegen, war, ähnlich wie am Flughafen, bequem über eine in einem Tunnel installierte Rollbahn zu erreichen.




 In der Abendstimmung empfanden wir die Stadt besonders reizvoll. In sehenswerten Städten bezogen wir meist in Hotels oder B&B Quartier, so auch hier. Auf diese Weise konnten wir die Stadt jeweils fussläufig erkunden, während dies bei den meist weit außerhalb liegenden Campingplätzen nicht möglich ist (Ausnahme:Assisi). 


Landschaftlich sehr schön ist der Lago di Piediluco, unser nächstes Ziel, zauberhaft in die umgebende Gebirgslandschaft eingebettet, bevorzugtes Erholungsgebiet der nicht allzu weit entfernten Stadt Rom. Allerdings: Der Campingplatz, den wir gegen Abend erreichten, war geschlossen, Zimmer waren weder durch Nachfragen im Ort noch über Booking.com zu kriegen, alles war belegt. Wir richteten uns schon darauf ein, wild zu campen. Da bot netterweise ein Sportzentrum an, auf seinem weitläufigen Gelände direkt am See unsere Zelte aufzubauen, umsonst. Einen schöneren Platz hätten wir kaum erwischen können. 



Nicht zu vergessen: Auf dem Weg zum Lago passierten wir die Wasserfälle von Marmore, das Wasser fällt über ca 100m über Marmorfelsen in die Tiefe, spektakulär.

Die Abruzzen, Teil der Apenninen, ist ein zerklüftetes, Schroffes, schwer zugängliches Gebirge, das heute größtenteils unter Naturschutz steht und in dem Schilder vor der Begegnung mit Schwarzbären warnen. Die Stadt Antrodoco dort erreichten wir bereits am Nachmittag, sie war menschenleer. Erst am Abend erwachte sie zum Leben. Mittags, das lernten wir dabei, ist in Süditalien Siesta angesagt, da ist alles dicht, da geht gar nichts. Wir übernachteten in dem kommunal betriebenen sehr schönen Hostel „Ostello di Castagno“, das nur spärlich belegt war. Hier trafen wir auf Daniel, einen netten jungen Amerikaner aus Colorado, der Erstaunt festgestellt hatte, dass vier Wochen bei weitem nicht ausreichen, um mit einem Leihwagen Europa zu erkunden. 

Über L‘Alquila ging es den Fluss Pescara entlang bis Scafa. Wir übernachteten im „Casa di Mara“, einem B&B in einer schönen Villa, betrieben von Mara, einer bezaubernden Frau. 





Sie hatte uns zusammen mit ihrem Sohn, dessen Partnerin und einem Bekannten zum Dinner eingeladen, einem unvergesslichen Barbequeu mit Spezialitäten aus den Abruzzen: köstliche Lammspiesse, für die Region typische Bratwurst, Lammfleisch. Als Dessert gab es Ananasscheiben, mit braunem Rohrzucker und einem regionalen, 65%igen Kräuterlikör flambiert, unvergleichlich. Es war ein überaus netter, unterhaltsamer Abend. Mara war in ihrer Jugend viel gereist, heute genießt sie es, Reisende aus aller Welt in ihrem Haus zu empfangen und so an ihren Reisen teilzunehmen. Für uns war es ein wundervoller Abschied aus den Abruzzen. Denn am nächsten Tag ging es nach Pescara, die Bergetappe lag hinter uns, wir hatten wieder die Adria-Küste erreicht. 

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