Dienstag, 11. Juni 2019

SP19-04 Sevilla


Überwältigende Schönheit, Pracht, Eleganz. Das sind die Begriffe, die uns bei der Beschreibung Sevillas einfallen. Ganz anders als Lissabon. Dort war Alltag spürbar, das Leben normaler, einfacher Leute, es gab Gebrauchsspuren, den Charme Jahrhunderte alter, verwinkelter Gassen, Stadtviertel mit ihrem je eigenen Charakter. In Sevilla ist alles sonntäglich herausgeputzt, strahlend, von demonstrativem Glanz. Absolut beeindruckend mit ihren wunderschönen und unzähligen Kathedralen, Villen und Palästen. Entsprechend voll war die Stadt mit Touristen aus aller Welt, man hatte nicht das Gefühl, unter Spaniern zu sein, sie waren fast nur als Bedienungen in den zahllosen Restaurants, Cafés und Hotels wahrzunehmen. Sonnenverwöhnt ist Sevilla ohnehin als heißeste Stadt Spaniens, und so hatten auch wir herrliches Wetter, starker Wind aus dem Norden sorgte dafür, dass es erträglich war.
Wir blieben drei Tage, gönnten uns ein bequemes Zimmer in einem hübschen Hotel, idyllisch gelegen an einem sehr schönen, mit Orangenbäumen gesäumten kleinen Platz direkt in der Altstadt.


 Alles Sehenswürdige konnte man bequem fußläufig erreichen, und so schlenderten wir gemächlich durch die Stadt, beeindruckt von den Zeugnissen ihrer wechselvollen Geschichte, beginnend spätestens mit der Römerzeit, der Zeit der Mauren ab dem 7. Jahrhundert bis zur Reconquista 1248 und dann der christlich-spanischen Zeit danach. Wirklich überwältigt hat uns die riesige fünf-schiffige Catedral de Santa Maria de la Sede, die wir von unserem Hotelfenster aus sehen konnten.

 Sie wurde um 1500 an der Stelle einer früheren Moschee erbaut und ist der größte gotische Dom überhaupt. Von der Moschee ist nur noch das Minarett übrig, heute als Glockenturm mit der vier Meter hohen Wetterfahne Giralda das Wahrzeichen Sevillas. Sie birgt viele herausragende Kunstschätze, das Altarbild ist das größte der Welt, sie zieren Gemälde von Goya und Murillo, in ihr befindet sich das Grabmal Christoph Kolumbus.










Mehr als einen halben Tag verbrachten wir im Real Alcazar, dem früheren Palast der maurischen Herrscher.





Auch nach der Eroberung durch die Christen hat man vieles von der überragenden Baukunst der Mauren erhalten und der Mudéjar-Stil, prägend für viele Gebäude in Sevilla, ist entscheidend vom arabischen Baustil beinflusst.




Erwähnenswert ist der Plaza de Espana, ein halbrunder Gebäudekomplex u.a. mit Illustrationen und den Wappen aller Provinzen Spaniens, erbaut zur Weltausstellung Expo 1929.




 Hier sahen wir eine sehr gute Flamenco-Vorführung.  Ansonsten war es einfach herrlich, die zahllosen Gassen und historischen Gebäude auf uns wirken zu lassen. Nach drei Tagen waren wir irgendwie satt, vollgesogen von der Atmosphäre und dem Glanz dieser Stadt.















Kulinarisch hat uns Spanien bislang nur mäßig überzeugt. Noch nie haben wir ein dermaßen stock-trockenes Brot gegessen. Wir können uns das nur so erklären, dass es ähnlich behandelt wird wie der Serrano-Schinken und lange abhängen muss. Wirklich gut ist dieser Schinken, den man allerorts als Spezialität bekommt. Ebenfalls lecker ist Gazpacho, eine Gemüse-Kaltschale, vorwiegend aus Tomaten. Ansonsten sind die Restaurants in Sevilla völlig auf Touristen abgestellt und die Bedienung meist sehr unpersönlich.
Bleibt zu erwähnen, dass wir Sevilla von der portugiesischen Grenze aus in drei Tagen erreicht hatten. Direkt nach der Grenze, ab der Stadt Ayamonte, ging es ein ganzes Stück entlang eines wunderschönen, kilometerlangen und ziemlich einsamen Sandstrandes. Dann kam ein großer Bogen um die Stadt Huelva, vorbei an Oliven- und Orangenplantagen. Über Lepa und San Juan del Puerto ging es durch ausgeräumte Getreideanbaugebiete, es war sehr heiß, immer wieder waren Anstiege zu bewältigen und vor allem mussten wir gegen starken Gegenwind aus Nordost ankämpfen. Jedenfalls waren wir fix und alle, als wir am dritten Tag nach 85km endlich Sevilla erreicht hatten.

Keine Kommentare: