Freitag, 31. Mai 2019

SP19-03 Portugal



Nach zweieinhalb Wochen sind wir an der Grenze von Portugal nach Spanien angekommen. Hinter uns liegen 600km herrlicher portugiesischer Küstenlandschaft südlich von Lissabon, durchgehend schönes Wetter und angenehmes, nicht zu anstrengendes Radfahren.
Bewölkt und abends noch kühl empfing uns zunächst die Halbinsel von Setúbal unterhalb von Lissabon. Mit der Fähre setzten wir nach Cacilhas über,

und bereits am folgenden Tag erreichten wir Cabo Espichel, die Südwest-Spitze der Halbinsel von Setúbal,






mit Dinosaurier-Fußabdrucken und einem Kloster auf der Landspitze. Die Steilküste bot einen tollen Ausblick.





Setúbal hat eine kleine, recht schöne Altstadt, eine Spezialitär sind gebratene Tintenfische, die wir uns nicht entgehen ließen.


Nochmals mit einer Fähre setzten wir nach Troia über, gelegen auf einer schmalen, langgezogenen, aus Dünen bestehenden Halbinsel. Meist hatten wir auf beiden Seiten den Blick aufs Meer. Die nächsten Tage fuhren wir die Küste von Alentejo  nach Süden, hügelig, ab und zu auch steile Rampen,  aber gut zu bewältigen. Teils fuhren wir wenig befahrene Nebenstrecken, auch Feldwege, bei denen wir immer mal wieder im Sand feststeckten. Inzwischen hatten wir strahlend blauen Himmel, die Sonne schien und es wurde immer wärmer. Lange Strecken gings direkt an der Steilküste entlang, die faszinierende Ausblicke bot. Um uns eine weite, offene Landschaft, wenig besiedelt, die krautige Vegetation entfaltet jetzt im Frühling eine üppige Blütenpracht, ab und zu durchfahren wir malerische Dörfer und Städtchen.







Intensiver Reisanbau erinnerte uns an unsere Radtour in Südostasien. Hier gibt es mehr Weißstörche als selbst im hessischen Ried. Etwas größer ist das Städtchen Sines, die Geburtsstadt des Entdeckers  Vasco da Gama, dem eine Statue gewidmet ist.


Südlich von Sines verläuft der Fernwanderweg Rota Vicentina, mit unserem Radweg häufig identisch. Wir begegnen zahlreichen Wanderern, die wie wir fasziniert sind von dieser herrlichen Steilküste, immer wieder von kleinen Badebuchten unterbrochen. Endpunkt der Route ist das Cabo Sao Vicento, die Südwestspitze, das Lands-End von Portugal. das weit in den Atlantik hinausragt. Als wir dort ankamen, wehte zwei Tage lang ein dermaßen starker Nordwest-Wind, dass wir Mühe hatten, die Spitze zu erreichen.


Jetzt ging es über Sagres nach Lagos in Richtung Osten, und der Wind war eine willkommene Hilfe. Rückenwind, ein seltener Genuss für Radfahrer. Bislang hatten wir durchgehend gezeltet, jeder in einem kleinen, leichten Ein-Mann-Zelt, und die Zeltplätze waren meist sehr gepflegt.

In Lagos, einem sehenswerten Städtchen mit historischem Ortskern, legten wir einen Ruhetag ein. Auf dem Zeltplatz lernten wir Mikel kennen, einen deutschen Landschaftsplaner aus Köln, der per Fahrrad auf Weltreise ist. Zwischendurch arbeitet er immer wieder, um die Reise zu finanzieren. Sein nächstes Ziel, das er per Segelschiff erreichen will, ist Südamerika. Einen schönen Abend verbrachten wir mit einem Schweizer Ehepaar, das mit einem Camper unterwegs ist, und gestern schilderte uns ein österreichischer Arzt, der zeitweise hier lebt, von den Problemen mit Trockenheit und sinkendem Grundwasserstand aufgrund des Klimaanstiegs. Auch sonst bekamen wir immer wieder Kontakt zu anderen Reisenden, Langstrecken-Radler sind allerdings wenige unterwegs. Die Portugiesen selbst erleben wir als freundlich, aber auch sehr zurückhaltend. Mit der portugiesischen Sprache kamen wir nicht zurecht, sie unterscheidet sich doch sehr vom Spanischen, die Kommunikation lief soweit möglich auf Englisch.
Die Algarve, durch die wir jetzt radelten, ist weiterhin eine wunderschöne Landschaft. Bis Faro erstreckt sich die Fels-Algarve mit paradiesischen Steilküsten und Badebuchten. Leider ist sie völlig zugebaut. Wir fuhren durch endlose Feriensiedlungen und vorbei an unzähligen Apartment- und Hotel-Anlagen, die jetzt, in der Vorsaison, manchmal geisterhaft wirken.







Spärliches offenes Gelände dazwischen ist bereits als künftiges Bauland erkennbar, und man muss wohl froh sein über die weitläufigen Golfanlagen dazwischen, die zumindest als Grünbereich erhalten bleiben. Innenstädte und Küstenbereiche sind vollständig auf Tourismus eingestellt, gepflegt, aber auch recht mondän, die Golfplätze von Millionärsvillen umgeben. Von den vormaligen Fischerorten ist nichts mehr vorhanden.
Das ändert sich ab Faro, mit Beginn der Sand-Algarve. Faro selbst ist ein hübsches, historisches Städtchen. Es ist vorbei mit den Steilküsten, die Landschaft wird flach, nach wie vor gibt es schöne Strände und Faro liegt inmitten des Naturparks Ria Formosa, einer interessanten Lagunenlandschaft mit vorgelagerten Düneninseln und einem Labyrinth von Wattflächen, Sandbänken, Salzwiesen. Es ist Lebensraum für viele Vögel, Kinderstube für zahlreiche Fischarten und Trittbrett bei der Migration der Zugvögel. Hier findet in großem Stil Salzgewinnung und Fischzucht statt, und früher wurden die Gezeiten genutzt, um Mühlen zu betreiben.







Wir blieben einen Ruhetag in Olhao, um einen Teil des Naturparks zu durchwandern. Inzwischen ist es knallheiß geworden, zu heiß für die Jahreszeit. Auf dem Fahrrad ist es durch den Fahrtwind erträglich.
Kulinarisch ist diese Reise weiterhin herausragend. Wir haben uns angewöhnt, meist die wirklich guten und günstigen Mittags-Angebote von solchen Restaurants anzunehmen, die überwiegend von Einheimischen frequentiert werden, und abends auf dem Camping-Platz nur noch eine Kleinigkeit zu essen. Fisch ist hier unübertroffen, und noch nie haben wir soviel Fisch gegessen wie an der Küste Portugals.


Gewisse Probleme hatten wir nur mit dem Suppenkoma nach dem Mittagessen und dem dazugehörenden Rotwein. Eine kleine Siesta irgendwo am Strand tat dann gut.
Jetzt freuen wir uns auf unsere nächste Etappe: Spanien.

Keine Kommentare: