Wyoming ist Cowboyland. Der Mythos dieser harten Burschen,
die auf ihrem Pferd der Wildnis trotzten, wird gepflegt. Pure Nostalgie?
Ausdruck einer rückwärtsgewandten, reaktionären, macho-haften Einstellung? Man begegnet ihm
überall,
in der Folklore, der Ausstattung der Lokale, vor allem in dem noch vorhandenen frontier-feeling der Eroberung der Wildnis. Wyoming ist, ebenso wie Montana, ein sehr junger Staat, die Besiedlung begann vor gerade einmal 150 Jahren, in vielen Gebieten noch später. Ortschaften haben noch den touch von Wild-West mit ihren rustikalen Holzfassaden, mit dem Unterschied, dass die Straßen asphaltiert sind und statt der Pferde vor den Bars Pickups und dicke Vierrad-Antriebe stehen. Outdoor-Aktivitäten sind sehr beliebt, aber natürlich bestens ausgerüstet mit allem Komfort in überdimensionierten Wohnmobilen, das Auto hinten angehängt.
in der Folklore, der Ausstattung der Lokale, vor allem in dem noch vorhandenen frontier-feeling der Eroberung der Wildnis. Wyoming ist, ebenso wie Montana, ein sehr junger Staat, die Besiedlung begann vor gerade einmal 150 Jahren, in vielen Gebieten noch später. Ortschaften haben noch den touch von Wild-West mit ihren rustikalen Holzfassaden, mit dem Unterschied, dass die Straßen asphaltiert sind und statt der Pferde vor den Bars Pickups und dicke Vierrad-Antriebe stehen. Outdoor-Aktivitäten sind sehr beliebt, aber natürlich bestens ausgerüstet mit allem Komfort in überdimensionierten Wohnmobilen, das Auto hinten angehängt.
Ein Erlebnis der besonderen Art hatten wir in Jeffrey-City.
Einwohnerzahl: 5. Im Zuge des Uran-Booms nach 1971 waren es 5000. Doch das war
nach wenigen Jahren vorbei. Übrig blieb eine Geisterstadt. Viele Gebäude wurden
abgerissen, die meisten verfallen, sind mit Brettern zugenagelt. Aber es gibt
eine Kneipe: das Split Rock Bar und Café. Die Besitzerin ist eine sehr
couragierte Frau, aus Kalifornien stammend und seit 11 Jahren hier. Sie suchte
die Einsamkeit und hält tapfer die Stellung. Nicht so tapfer hielten sich die
wenigen Gäste, die sich abends eingefunden hatten. Lonely Cowboys alle, hingen
oder lagen sie nach mehreren Bieren verloren auf ihrem Barhocker. Eine eigenartige
Atmosphäre. Auf unsere Frage nach einem Quartier wurden wir auf die Kirche des
Ortes verwiesen, eine Meile außerhalb. Dorthin fuhren wir dann bei
einbrechender Dunkelheit, vorbei an verlassenen Häusern, verwahrlosten
Grundstücken, Autowracks. Wir übernachteten in den hinteren Räumen der Kirche,
etwas muffig zwar, aber wir waren
dankbar für die Gastfreundschaft, hatten eine funktionierende Dusche, die Wände
waren von zahlreichen Radlern vor uns kunstvoll gestaltet.
Es ist ein geschichtsträchtiges Land, durch das wir fuhren. Und
als Geschichts-Freak interessiert das natürlich insbesondere Heiner. Der Split
Rock, ein in zwei Teile gespaltener riesiger Fels, ist über viele Kilometer
sichtbar und diente bereits den Indianern als Orientierung, später den
Siedlertrecks und der Pony Route.
Dies war eine schnelle Post zu Pferde um
1860, Buffalo Bill war der berühmteste Postreiter. Die Telegrafen setzten dem
bereits nach zwei Jahren ein Ende. Nach dem Ort Lander erinnert ein Historical
Marker an die blutige Schlacht zwischen den Indianerstämmen der Shoshonen und
der Crow im Jahre 1866 um die Vorherrschaft über Jagdgründe, die durch die
begonnene Ausrottung der Büffel kaum noch
ertragreich waren und die sie ohnehin wenige Jahre danach verlieren
sollten. Der Weg führt weiter durch das Wind-River-Reservat der heute hier
lebenden Shoshonen- und Arapaho-Indianer. Die Red Rocks of Wyoming, in der
Sonne kupfern leuchtende Felsmassive, säumen den Weg entlang des Wind River.
Es
sind herrliche Fotomotive. Dazwischen die weiten Täler, an den Flussläufen
Bäume und Büsche, ansonsten Grasland und das typische Sagebrush.
Mit dem Wetter haben wir Glück: Meist ist es sonnig, an manchen Tagen bewölkt, selten mal leichter Regen zwischendurch. Zu wenig, sagen die Einheimischen, denn es ist sehr trocken. Die Temperaturen sind angenehm warm, es ist nicht zu heiß und morgens und am Abend ziehen wir erstmals auch wärmere Sachen an, die wir die ganze Zeit mitschleppen. Uns fällt auf, dass ein erheblicher Teil der Kiefern abgestorben sind. Folge des Befalls durch den „Mountain Pine Beatle“, eine Art Borkenkäfer, der sich offenbar durch zu milde, trockene Winter ausbreiten konnte.
Immer wieder müssen hohe Pässe überwunden werden, so der Togwotee-Pass mit 2.900 Höhenmeter. Der Anstieg verläuft allmählich, über viele Kilometer, dennoch bedeutet es mehrere Stunden bergauf zu fahren und ist sehr anstrengend. Dafür geht es dann 27km herrlich bergab. Wir fahren immer auf normalen, asphaltierten Straßen, meist mit wenig Verkehr. Auf manchen Abschnitten allerdings gibt es ein höheres Verkehrsaufkommen, und wenn dann keine Seitenstreifen vorhanden sind, ist es problematisch. Die meisten Autofahrer in den USA sind sehr rücksichtsvoll, aber eben nicht alle. Manche Trucks, riesig oft und mit Anhänger, fahren insbesondere bei Gegenverkehr sehr eng vorbei, und da wird es manchmal brenzlig.
Die würden es wahrscheinlich nicht einmal merken, wenn sie einen Radfahrer umbügeln. Genau das ist einer anderen TransAm-Radlerin passiert, die Gott-sei-dank im Krankenhaus wieder hergestellt werden konnte. Es ist jedenfalls nicht ungefährlich.
Mit dem Wetter haben wir Glück: Meist ist es sonnig, an manchen Tagen bewölkt, selten mal leichter Regen zwischendurch. Zu wenig, sagen die Einheimischen, denn es ist sehr trocken. Die Temperaturen sind angenehm warm, es ist nicht zu heiß und morgens und am Abend ziehen wir erstmals auch wärmere Sachen an, die wir die ganze Zeit mitschleppen. Uns fällt auf, dass ein erheblicher Teil der Kiefern abgestorben sind. Folge des Befalls durch den „Mountain Pine Beatle“, eine Art Borkenkäfer, der sich offenbar durch zu milde, trockene Winter ausbreiten konnte.
Immer wieder müssen hohe Pässe überwunden werden, so der Togwotee-Pass mit 2.900 Höhenmeter. Der Anstieg verläuft allmählich, über viele Kilometer, dennoch bedeutet es mehrere Stunden bergauf zu fahren und ist sehr anstrengend. Dafür geht es dann 27km herrlich bergab. Wir fahren immer auf normalen, asphaltierten Straßen, meist mit wenig Verkehr. Auf manchen Abschnitten allerdings gibt es ein höheres Verkehrsaufkommen, und wenn dann keine Seitenstreifen vorhanden sind, ist es problematisch. Die meisten Autofahrer in den USA sind sehr rücksichtsvoll, aber eben nicht alle. Manche Trucks, riesig oft und mit Anhänger, fahren insbesondere bei Gegenverkehr sehr eng vorbei, und da wird es manchmal brenzlig.
Die würden es wahrscheinlich nicht einmal merken, wenn sie einen Radfahrer umbügeln. Genau das ist einer anderen TransAm-Radlerin passiert, die Gott-sei-dank im Krankenhaus wieder hergestellt werden konnte. Es ist jedenfalls nicht ungefährlich.
Schließlich, nach Dubois, die Bergkette des Teton, Wie eine
Wand erheben sich die Gipfel des Mt. Teton und des Mt,. Moran über dem Tal,
gewaltig, auf der Spitze Schnee und Gletscher, davor der Jackson Lake. Erst vor
9 Mio Jahren haben sich diese Berge erhoben und hat sich zugleich das Tal davor
abgesenkt als Folge des Aufeinanderprallens zweier Erdplatten. Leider war die
Sicht auf die Bergkette nicht klar: Durch Waldbrände weiter oben im Nordwesten
der USA und in Kanada hing eine beißende Qualmwolke über dem Gebiet. Dennoch
bot die Bergkette vor allem in der Abendsonne einen atemberaubenden Anblick.
Wir blieben für einen Rasttag auf dem Campingplatz von Colter Bay im Teton-Park.
Eine entscheidende Veränderung hatte sich innerhalb unserer
Gruppe ergeben: Unser Freund Thomas, der leider die Trans Am bis dahin nicht
mitfahren konnte, war zu uns gestoßen. In Denver gelandet kam er mit einem
Mietwagen zum Teton-Park. Hier stieg er auf sein Fahrrad und radelte fortan die
folgenden Strecken mit.
Ohne jegliche Probleme! Über hohe Pässe und Strecken mit mehr als 100km am Tag. Und das nach einer Hüftgelenk-OP vor nicht mehr als 2 ½ Monaten. Unglaublich. Wir freuen uns natürlich sehr über seine Begleitung und darüber, dass wir jetzt wie geplant zu viert sind. Und Thomas selbst ist sehr glücklich, diesen schönsten Teil der TransAm doch noch fahren zu können. Es klappt weiter gut zwischen uns jetzt auch zu viert, teilweise gehen wir jeweils auch eigene Wege, aber wir bilden ein gutes Team, gestalten die Tour gemeinsam und verbringen nette Abende zusammen.
Ohne jegliche Probleme! Über hohe Pässe und Strecken mit mehr als 100km am Tag. Und das nach einer Hüftgelenk-OP vor nicht mehr als 2 ½ Monaten. Unglaublich. Wir freuen uns natürlich sehr über seine Begleitung und darüber, dass wir jetzt wie geplant zu viert sind. Und Thomas selbst ist sehr glücklich, diesen schönsten Teil der TransAm doch noch fahren zu können. Es klappt weiter gut zwischen uns jetzt auch zu viert, teilweise gehen wir jeweils auch eigene Wege, aber wir bilden ein gutes Team, gestalten die Tour gemeinsam und verbringen nette Abende zusammen.
Nach dem Teton ging es zum Yellowstone Park. Aber: es war
eine herbe Enttäuschung. Landschaftlich ist er nicht so reizvoll wie der Teton,
sehenswert sind die zahlreichen Geysire, die ihre heißen Wasserfontänen
ausspucken und ihre Umgebung in die schillerndsten Farben tauchen.
Aber der Park war rammelvoll mit Touristen, die Straßen, die durchführten, waren völlig verstopft mit Autos, ohne Seitenstreifen war das Radfahren unangenehm und gefährlich. Wir hatten nur noch das Bestreben, dem Rummel zu entrinnen. Wahrscheinlich hätten wir mehr in Hinterland des Parks fahren und uns Zeit nehmen müssen, um mehr vom Park und seiner Tierwelt mitzubekommen. Schwarz- oder Grizzlybären haben wir keine gesehen, wahrscheinlich war das auch besser so.
Aber der Park war rammelvoll mit Touristen, die Straßen, die durchführten, waren völlig verstopft mit Autos, ohne Seitenstreifen war das Radfahren unangenehm und gefährlich. Wir hatten nur noch das Bestreben, dem Rummel zu entrinnen. Wahrscheinlich hätten wir mehr in Hinterland des Parks fahren und uns Zeit nehmen müssen, um mehr vom Park und seiner Tierwelt mitzubekommen. Schwarz- oder Grizzlybären haben wir keine gesehen, wahrscheinlich war das auch besser so.
Immer wieder trafen wir unterwegs und auf Campingplätzen auf
andere Fernradler oder Wanderer. So in Colter Bay auf Scott, Arzt aus Colorado,
der sich bereits darauf freut, in wenigen Jahren pensioniert zu werden und
ähnliche Touren wie wir machen zu können. Oder Florian, 21 Jahre alt, aus
Österreich, auf Weltreise mit dem Fahrrad, der immer wieder zwischendurch
arbeitet. Oder Barbara aus Kalifornien, die mit einem kleinen Leiterwagen fürs
Gepäck durch die Rockys wandert. Es ergeben sich immer interessante Gespräche.
So über die großen Gegensätze, auf die wir stoßen und die uns überraschen. Armut und
Dritte-Welt-Verhältnisse, abgerissene Ortschaften neben Reichtum, wohlhabenden Städten und High Tech. Kalifornien hebt sich offenbar deutlich von den anderen
Bundesstaaten ab, es ist Zentrum von Innovation und weltweit Motor der Digitalisierung.
Warum? Barbara führt es auf das besonders liberale, offene und
innovationsfreudige gesellschaftliche Klima zurück. Man sei offen für Neues,
Fehler würden verziehen. Es zähle nicht der Status, sondern das, was man
leistet. Und geschichtlich seien es die mobileren, risikofreudigeren Menschen
gewesen, die jeweils weiter nach Westen zogen. Die Wahl Trumps? Sie bestätigte
unsere Eindrücke, aus eigenem Ansehen und aus vielen Gesprächen: In den letzten
ein bis zwei Jahrzehnten sei es zu großen wirtschaftlichen Umbrüchen gekommen,
Firmen wurden in Niedriglohnländer verlagert, insbesondere im sog. Rust-belt
südlich der großen Seen wurden Fabriken und Minen geschlossen, in der
Landwirtschaft findet ein Konzentrationsprozess hin zu industrieller
Produktionsweise mit riesigen Maschinen statt. Eine mittelständische Industrie
wie in Deutschland ist in den USA weniger entwickelt. So gingen in großem Stil Arbeitsplätze
verloren, Regionen verarmten, ohne dass Alternativen entwickelt wurden. Einen
Länderfinanzausgleich gibt es nicht. Für die Nöte der Menschen interessiert sich
niemand, es gibt keinerlei Hilfen. Erst Trump griff dieses Thema auf. Obwohl er
natürlich am wenigsten helfen wird und die Hoffnung, dass die alten industriellen
Arbeitsplätze zurückkehren, nicht aufgehen wird. Übrigens: Wir haben noch
niemanden getroffen, der sich als Befürworter Trumps bekannte. Alle
amerikanischen Gesprächspartner bisher waren genauso entsetzt wie wir selbst. „He
is crazy“ war ein Kommentar. Dennoch: In Wyoming ebenso wie in Montana hat die große Mehrheit Trump gewählt.
Nach Montana kamen wir am Ende des Yellowstone-Parks. Es ist einer der nördlichsten Bundesstaaten der USA, flächenmäßig fast so
groß wie die Bundesrepublik, aber mit nicht einmal
1 Mio Einwohnern.
Es ging entlang des Madison-River über Ennis nach Virginia City, Zentrum des Goldfiebers 1863 bis 65 in dieser Region.
Virginia City ist ein Museumsdorf, viele Gebäude aus dem 19. Jahrhundert sind erhalten und zeigen das Inventar aus der damaligen Zeit. Man fühlt sich um über 100 Jahre zurück versetzt.
Durch das Beaverhead-Tal und das Big Hole Tal radelten wir über Dillon nach Wisdom. Wir folgten genau der Route, die die Lewis and Clark-Expedition in den Jahren 1804 bis 1806 nahm, um im Auftrag der Regierung den noch völlig unbekannten amerikanischen Westen zu erkunden und den Weg zum Pazifik zu finden. Das imposante Felsmassiv Beaverhead war ein wichtiger Orientierungspunkt, der der indianischen Dolmetscherin Sacajawea und damit der Expeditionsgruppe den richtigen Weg nach Westen zeigte. Hier trafen sie auf ein Sommerlager des Shoshonen, die sie mit dringend benötigten Lebensmitteln und Pferden versorgten. Auch die Siedlertrecks folgten später dieser Route, Spuren ihrer Wagenräder sind teils noch erkennbar.
1 Mio Einwohnern.
Es ging entlang des Madison-River über Ennis nach Virginia City, Zentrum des Goldfiebers 1863 bis 65 in dieser Region.
Virginia City ist ein Museumsdorf, viele Gebäude aus dem 19. Jahrhundert sind erhalten und zeigen das Inventar aus der damaligen Zeit. Man fühlt sich um über 100 Jahre zurück versetzt.
Durch das Beaverhead-Tal und das Big Hole Tal radelten wir über Dillon nach Wisdom. Wir folgten genau der Route, die die Lewis and Clark-Expedition in den Jahren 1804 bis 1806 nahm, um im Auftrag der Regierung den noch völlig unbekannten amerikanischen Westen zu erkunden und den Weg zum Pazifik zu finden. Das imposante Felsmassiv Beaverhead war ein wichtiger Orientierungspunkt, der der indianischen Dolmetscherin Sacajawea und damit der Expeditionsgruppe den richtigen Weg nach Westen zeigte. Hier trafen sie auf ein Sommerlager des Shoshonen, die sie mit dringend benötigten Lebensmitteln und Pferden versorgten. Auch die Siedlertrecks folgten später dieser Route, Spuren ihrer Wagenräder sind teils noch erkennbar.
Nach Wisdom geht es an einem Schlachtfeld aus dem Jahre 1877
vorbei. An dieser Stelle wurde vom US-Militär eine Siedlung der Nez
Perez-Indios überfallen und über 100 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder,
getötet.
Die Nez Perez konnten den Angriff zurückschlagen und flüchteten weiter, um in Kanada Zuflucht zu finden. Kurz vor der Grenze wurden sie gestellt und ergaben sich. Sie durften aber nicht, wie versprochen, in ihr angestammtes Gebiet zurückkehren, sondern wurden fernab in ein Reservat verschleppt.
Obwohl wir vieles bereits vorher wussten, ist es doch bedrückend, hier an den Original-Schauplätzen von dem brutalen Umgang mit der indianischen Urbevölkerung zu erfahren. Im Grunde wiederholt es sich jeweils in ähnlicher Form. Die Indianer waren einer Besiedlung des Landes im Wege, sie waren die Bösen, die roten Teufel. Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer. Es war letztlich Völkermord. Laut Barbara ist es noch gar nicht lange her, dass sich die Haltung gewandelt und man Interesse an indianischer Kultur und Lebensweise entwickelt habe und wertschätze.
Die Nez Perez konnten den Angriff zurückschlagen und flüchteten weiter, um in Kanada Zuflucht zu finden. Kurz vor der Grenze wurden sie gestellt und ergaben sich. Sie durften aber nicht, wie versprochen, in ihr angestammtes Gebiet zurückkehren, sondern wurden fernab in ein Reservat verschleppt.
Obwohl wir vieles bereits vorher wussten, ist es doch bedrückend, hier an den Original-Schauplätzen von dem brutalen Umgang mit der indianischen Urbevölkerung zu erfahren. Im Grunde wiederholt es sich jeweils in ähnlicher Form. Die Indianer waren einer Besiedlung des Landes im Wege, sie waren die Bösen, die roten Teufel. Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer. Es war letztlich Völkermord. Laut Barbara ist es noch gar nicht lange her, dass sich die Haltung gewandelt und man Interesse an indianischer Kultur und Lebensweise entwickelt habe und wertschätze.
Es war ein Genuss, durch diese weite, menschenleere
Landschaft der Rockys zu radeln, die sich in den letzten 200 Jahren kaum
verändert haben dürfte. Die schönen Hochtäler mit den Flüssen und Bächen in
natürlichen Flussläufen sind eine Augenweide, mit eindrucksvollen Bergketten im
Hintergrund. Immer wieder sehen wir Wildtiere, die hübschen Pronghorn
Antilopen, die eindrucksvollen Mule deer, White tailed deer, einen weiblichen
Elk und sehr häufig, oft in der Nähe eines Nestes, den Osprey, den Fischadler.
Weiter war das Wetter schön und wir dachten zuweilen mitleidig an unsere
Freunde zu Hause, die offenbar einen verregneten Sommer ertragen müssen. Ab und
an gibt es eine Ranch, Heuballen künden von extensiven landwirtschaftlichen
Aktivitäten.
Mehrfach mussten wir hohe Pässe überwinden mit jeweils 400 Höhenmeter Anstieg und mehr, zusammen waren es einmal 1.250 Höhenmeter an einem Tag. Dennoch fuhren wir Strecken von 100km täglich. Besonders heftig war der Chief-Joseph-Pass, bei dem es nochmals auf 2.200m hoch ging, benannt nach dem Häuptling der Nez-Perez.
Danach ging es mehr als 1.000 Höhenmeter hinunter in das Bitterroot-Tal, bezeichnet nach einer Pflanze, deren Wurzel die Indianer als Nahrungsmittel verwandten und die heute die Nationalpflanze des Staates Montana ist. Abends schlugen Thomas und Heiner auf einem Campingplatz ihre Zelte auf. In Dillon trafen wir auf den Radler Jim aus Seattle, ehemaliger Tri-Athlet, der für etwa zwei Wochen durch die Rockys fährt. In den USA ist der Urlaub meist kürzer als in Deutschland, und soviel Zeit wie wir hat ohnehin niemand sonst. Jim lud uns ein, in Seattle während unseres geplanten Aufenthaltes bei ihm zu wohnen. In Darby zelteten wir auf einem Wohnwagen-Platz, dessen anderen Gäste offenbar fest dort wohnten. In mehreren Städten haben wir solche Wohnmobil-Plätze wahrgenommen, die jeweils außerhalb liegen und Wohnorte für Menschen in eher sozial prekären Situationen sind. Auch das ist Teil des American way of life.
Mehrfach mussten wir hohe Pässe überwinden mit jeweils 400 Höhenmeter Anstieg und mehr, zusammen waren es einmal 1.250 Höhenmeter an einem Tag. Dennoch fuhren wir Strecken von 100km täglich. Besonders heftig war der Chief-Joseph-Pass, bei dem es nochmals auf 2.200m hoch ging, benannt nach dem Häuptling der Nez-Perez.
Danach ging es mehr als 1.000 Höhenmeter hinunter in das Bitterroot-Tal, bezeichnet nach einer Pflanze, deren Wurzel die Indianer als Nahrungsmittel verwandten und die heute die Nationalpflanze des Staates Montana ist. Abends schlugen Thomas und Heiner auf einem Campingplatz ihre Zelte auf. In Dillon trafen wir auf den Radler Jim aus Seattle, ehemaliger Tri-Athlet, der für etwa zwei Wochen durch die Rockys fährt. In den USA ist der Urlaub meist kürzer als in Deutschland, und soviel Zeit wie wir hat ohnehin niemand sonst. Jim lud uns ein, in Seattle während unseres geplanten Aufenthaltes bei ihm zu wohnen. In Darby zelteten wir auf einem Wohnwagen-Platz, dessen anderen Gäste offenbar fest dort wohnten. In mehreren Städten haben wir solche Wohnmobil-Plätze wahrgenommen, die jeweils außerhalb liegen und Wohnorte für Menschen in eher sozial prekären Situationen sind. Auch das ist Teil des American way of life.
Am 14.8. schließlich kamen wir in Missoula an, einer
hübschen Universitätsstadt. Es ist eine jener mittelgroßen amerikanischen Städte, die sehr angenehm sind und in denen wir gerne etwa verweilen: großzügig und modern angelegt, sehr gepflegt, und geruhsam, mit vielen Cafés und netten Kneipen, in einigen am Abend live-Musik, mit vielen jungen Leuten und einem gut-bürgerlichen Publikum (übrigens fast durchgängig weiß), ausgewiesenen Fahrradwegen, langsam und entspannt fließendem Autoverkehr, man kann fast mit geschlossenen Augen die Straße überqueren. Alles weit entfernt von cowboys und red-necks. Hier haben wir auch aus unserer
„Radler-Comunity“ Ken und Joan wieder getroffen, die uns über längere Zeit
jeweils ein bis zwei Tage voraus waren. Und Rich und Tash, das junge englische
Pärchen, mit dem wir in Missouri Anfang Juli zusammen zelteten. Sie waren jetzt
zusammen mit Charly, den wir erst kürzlich getroffen hatten. Es war jeweils
eine überaus freudige Begrüßung. Wir wollen zwei Tage in Missoula bleiben, die
Räder nochmals checken, zumal Ralf einen Speichenbruch hatte, und die
Geschäftsstelle der amerikanischen „Adventure Cycling Association“ aufsuchen,
die die amerikanischen Fernradler-Routen betreut und die Karten dazu
herausgibt. 5.500km haben wir schon geschafft, es breitet sich bereits das
Gefühl aus, kurz vor dem Ende zu sein. Aber es sind noch über 1000km und
mindestens zwei Staaten bis zum Ziel Pazifik, Idaho und Oregon. Am 17.8. soll
es weitergehen, allerdings: Waldbrände haben sich auch um Missoula ausgebreitet,
eine Qualmwolke nicht weit entfernt verdunkelt die Sonne und ein Pass, über den
wir fahren müssen, war zeitweise gesperrt. Wir hoffen, dass er wieder geöffnet
ist, wenn wir losfahren. Dem Pazifik entgegen.
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