Mittwoch, 19. November 2014

05 Nord-Laos

05 Nord-Laos - Kinder, Kautschuk, Klebereis

Bei Chiang Khog passierten wir die Grenze zu Laos und erreichten gegen Abend die Grenzstadt Huay Xai. Jetzt gab es zwei Alternativen: mit dem Schiff für mehrere Tage auf dem Mekong bis Luang Prabang oder mit dem Rad über die Berge von Nord-Laos entlang der Nationalstraße 3, wohl wissend, dass dies sehr anstrengend wird. Natürlich entschieden wir uns für die Berge, zumal wir den Mekong immer wieder erreichen werden. Und es wurde anstrengend: drei Tage brauchten wir bis Luang Namtha, 60 bis mehr als 80km fuhren wir pro Tag, dabei waren täglich zusammen 1500 Höhenmeter zu bewältigen, mehrfach ging es steile Rampen hoch. Aber wir schafften es problemlos und voller Begeisterung, Christiane und Stefan mit jugendlicher Vitalität sowieso, aber auch wir beiden "oldies" mit viel Elan und Ausdauer, jeder bewältigte Buckel ein Erfolg.




Die Straße war hervorragend, erst vor wenigen Jahren von den Chinesen fertig gestellt, damit sie sie als Handelsstraße nutzen und vor allem in großem Umfang Teak-Holz schlagen und abtransportieren konnten. Wir fuhren jeweils früh los, um die Morgen-Kühle zu nutzen, um 5.30 Uhr, spätestens um 6.00 Uhr klingelte der Wecker, abends lagen wir um 20.30 Uhr in der Koje. So wurden wir auch Zeugen einer frühmorgens stattfindenden Zeremonie: Im Gänesmarsch aufgereiht schreiten Mönche, in orangene Gewänder gehüllt, jeder mit einem Gefäß in der Hand, würdevoll die Straße entlang. Am Wegesrand erwarten sie überwiegend Frauen und Kinder, in der Hocke sitzend und betend, um ihnen liebevoll vorbereitetes Essen in ihre Gefäße zu füllen, die Mönche bedanken sich mit einem eintönigen Singsang. Sie leben von dieser Spende, für die Menschen ist sie eine gute Tat, durch die man sich Verdienste für eine gute Wiedergeburt erwirbt.




Eine eindrucksvolle Landschaft glitt allmählich an uns vorbei, deutlich weniger besiedelt als bisher. Es ergibt eine besonders schöne Atmosphäre, wenn sich der Morgennebel hebt und Bambuswälder, Bananenhaine, dazwischen hoch aufragende Bäume frei gibt, in der Ebene Reisfelder, unterteilt durch zu kleinen Dämmen aufgeschüttete Pfade. Familiengruppen sind bei der Reisernte, gebückt und bis zu den Waden im Wasser stehend schneiden sie mit der Hand büschelweise den Reis. Eine mühevolle Arbeit, aber immer wieder winken uns die Menschen zu, sie wirken offen und fröhlich.




Wir kommen durch Bergdörfer mit einfachen Bambushütten, auf Pfählen stehend, ein Teil des Weges führt durch ein Naturreservat.
Es ist unübersehbar, dass der Lebensstandard in Laos niedriger ist als in Thailand, Laos ist eines der ärmsten Länder der Welt, vier Fünftel der Menschen arbeiten noch in der Landwirtschaft, meist auf kleinen Anwesen in Subsistenzwirtschaft. Sofort fällt auf, dass es sehr viel mehr Kinder gibt als in Thailand, dort hat sich längst ein westlicher Lebensstil entwickelt mit später Heirat und wenigen Kindern. Hier begegnen uns überall Scharen von lachenden Kindern, die uns mit einem Winken und einem strahlenden "sabadiiih" begrüßen. Frauen tragen meist ein Tuch als knöchellangen Rock umgebunden, mit einer farbigen oder blumigen Bordüre am unteren Rand, oft ein Kind mit einem Tuch auf dem Rücken gebunden, ähnlich wie in Bolivien.





Es gibt weniger Privatautos als in Thailand, dafür endlos viele Mopeds, die auch von Kindern auf dem Weg zur Schule bereits genutzt werden. Neben der laotischen Fahne hängt häufig die rote Fahne mit Hammer und Sichel.


Je mehr wir uns Luang Namtha nähern, desto mehr verändert sich die Landschaft. Große Flächen sind brandgerodet, viele davon in monotone Kautschukplantagen umgewandelt, eine Bedrohung auch für den Naturpark. Initiatoren dafür sind chinesische Firmen, und der Kautschuk wird in gemischten chinesisch-laotischen Fabriken verarbeitet, deren Gestank weithin zu riechen ist. Dies führt dazu, dass leider auch in Laos nur noch ein Bruchteil des ursprünglichen Regenwaldes vorhanden ist. Umso mehr freuen wir uns über die auf unserem Weg noch erhaltene ursprüngliche Natur.


Auf der Strecke finden wir deutlich weniger Läden und Essensangebote mit einem dazu reduzierten Angebot. Unsere Unterkünfte sind bescheidener, aber auch sehr günstig, 50.000 bis 80.000 Kip pro Doppelzimmer, ein erschreckend hoher Betrag, aber es sind nur 5 - 8€. In Laos fühlten wir uns als stolze Millionäre. Neben der allfälligen Nudelsuppe ist das Haupt-Nahrungsmittel der sticky rice oder Klebereis, Pattex ist sicher daraus entwickelt worden und klebt nicht besser.


 Er schmeckt nach nix, aber selbst Heiner hat sich nach anfänglichem Widerstand damit angefreundet. Er ist vielseitig verwendbar, sättigt und wird meist mit einer Art Soße mit Chili serviert, teuflisch scharf. Immer wieder haben wir uns die Zunge verbrannt.

Nach anfänglicher Vorsicht haben wir uns die Vielfältigkeit des Essensangebotes erschlossen, mit den unterschiedlichen Fleisch- und Gemüsearten, verschiedenen Sorten von Reisnudeln, zum Beispiel im night market hier in Luang Namtha richtig lecker zubereitet.





 Das ist einer der Gründe für einen gemütlichen Ruhetag. Jedenfalls geht es uns rundum gut, unsere "menage à quatro" klappt und ergänz sich toll, mit den Rädern gab es noch keinerlei Probleme (toi, toi, toi) und trotz einer gewissen Nostalgie für Südamerika, die bei uns Vieren manchmal durchbricht, gefällt uns Südostasien von Tag zu Tag besser.

2 Kommentare:

Naira hat gesagt…

Wow! Beeindruckend!

Manfred hat gesagt…

Tolle Reise -- viele Grüße aus dem kalten Deutschland
Wir verfolgen mit Interesse eure Reise

Manfred & Jutta