Donnerstag, 20. März 2014

13.Etappe: Nasser Abschied von der Carretera Austral

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Dauerregen war ein überzeugendes Argument, noch bis Mittwoch, 12.3. in Puyuhuapi zu bleiben. Es waren gemütliche Tage, in netter Gemeinsamkeit mit Anita, Christiane und Stefan. Irgendwie hatte dieses Dörfchen am Fjord Puyuhuapi Charme, wir bewohnten zusammen ein schönes cabana, abends kochten wir: Kartoffelrösti und Salat, Kürbisgemüse mit Hühnchen, lecker. Wir nutzten den Aufenthalt, um die Räder zu säubern und kleine Reparaturen durch zu führen.


Am Dienstag kamen Hildegard und Jörg zusammen mit "Rennrädle" auf ihrem Trip gen Süden zu einem kurzen Besuch vorbei, mit beiden ersteren hatte Thomas eine Radtour in Israel unternommen, "Rennrädle" kannten Christiane und Stefan von einem internet-Radreise-Forum. Es war ein überaus freudiges Zusammentreffen. Zumal wir vor allem Hildegard alle schon lange kannten, immer wieder war sie als wegweisend genannt worden, wenn es um diffizile Fragen des Reise-Knowhow ging.










Am Donnerstag, 13.3. schaute vorsichtig die Sonne hervor. Also ging es aufs Rad, durch ein schönes Tal, den Lago Risopatron entlang, ripio, also Schotter, gut befahrbar, dazwischen sogar ein Stück Asphalt. Nach 50km erreichten wir La Junta, dunkle Wolken hingen drohend am Himmel, also nahmen wir wieder gemeinsam eine cabana. Am Freitag, 14.3. erreichten wir nach 43km Villa Vangardia, einem winzigen Dorf aus 9 Holzhäuschen, menschenleer und verloren wirkend. Unsere Zelte schlugen wir im unfertigen "Rohbau" eines Holzhauses auf, das schützte uns vor erneuten nächtlichen Regengüssen.







Am Samstag dann holte uns der patagonische Regen wieder ein. Durchgefroren und nass entschieden wir uns nach 32km in Santa Lucia bereits nachmittags für eine kleine cabana, in der wir auch am Sonntag blieben. Auch dies ein verloren wirkender Ort, eine große, leere plaza in der Mitte, Holzhäuschen, einige winzige Geschäfte, die sich "supermercados" nennen und nur wenig, oft vergammeltes, Gemüse im Angebot haben. Am Freitag und Samstag waren wir praktisch über eine Baustelle gefahren, die Carretera wurde für die Asphaltierung vorbereitet, überall waren Bagger am Werk, Baufahrzeuge befuhren die Straße, auf der häufig grober Schotter lag, an Baustellen gab es ein stop and go. Bis Ende 2014 soll der ganze Streckenabschnitt asphaltiert sein.







Wieder nutzten wir eine Regenpause, um am Montag, 17.3. weiter zu fahren, den Lago Yelcho entlang, dann bergauf, Schotter, durch ein herrliches, dicht bewaldetes Tal, 65km bis kurz vor Futaleufu. Unter dem Einfluss von Christiane und Stefan waren diese Radtage, den dunklen Wolken und teilweise des Regens zum Trotz, recht angenehm. Es gab immer wieder ein Päuschen mit heißem Tee, mittags einen heißen Espresso, ein Stück Schokolade zwischendurch, so lassen sich auch heftige ripio-Strecken ertragen.








Als letzten Ort in Chile fuhren wir am Dienstag, 18.3. durch Futaleufu, danach ging es über die Grenze nach Argentinien. Dort erwartete uns eine entsetzliche Rutschpartie über groben Schotter und lose Steine, jedes vorbei fahrende Auto hüllte uns in eine Staubwolke ein, bis wir gegen 20.oo Uhr nach erneut 65 langen Kilometern das argentinische Trevelin erreichten.




Es war wie eine andere Welt. Die Landschaft hatte sich völlig verändert, statt enger, tief grüner, bewaldeter Täler kamen wir in die weite, offene Pampa, trocken, mit deutlich geringerer Vegetation, der Regen war vorbei, es war sonnig und warm.


Auch das Städtchen Trevelin war völlig anders als vorher die chilenischen Orte: deutlich größer, gepflegte Steinhäuser statt kleiner Holzhäuschen, bessere Geschäfte mit vielfältigerem Angebot, der Lebensstandard ist hier offenbar höher, die Wild-West-Atmosphäre war vorbei, die Zivilisation hatte uns wieder. Nach mehreren Grenzübertritten zwischen Chile und Argentinien hatte sich bei uns der Eindruck verfestigt, dass es in Argentinien einen etwas anderen Lebensstil, mehr "savoir vivre" gibt, vielleicht durch den Einfluss des großen Anteils italienischer Einwanderer in Argentinien. Da sind die leckeren medialunas (süße, kleine croissants),



guter Espresso statt des ewigen Nescafes in Chile, überhaupt richtig schöne Cafes, akzeptables Weißbrot statt der entsetzlich trockenen Panzerplatten-Brötchen in Chile und, nicht zu vergessen, die leckeren Steaks.


Aber trotz alledem: Letztlich sind sich beide Länder sehr ähnlich, mit gleicher kultureller Prägung, gleicher Sprache. Zumal Länder und Grenzen in Südamerika nach der Unabhängigkeit von Spanien völlig willkürlich entsprechend den Machtinteressen der creolischen Oligarchien festgelegt wurden. Umso unverständlicher ist für uns der eigenartige Nationalismus und eine gewisse Aversion gegeneinander, die in beiden Ländern gepflegt werden. Aber nun ja, als Europäer sollten wir uns bei unserer Geschichte an die eigene Nase fassen.

Inzwischen sind wir in Esquel angekommen, der ersten größeren, sehr europäisch wirkenden Stadt in Argentinien. Wir bleiben zwei Tage, hatten gestern große Wäsche, haben ganze Pakete medialunas und andere Gebäckstücke verdrückt, ein kräftiges "Bife de chorizo", also ein gutes Lendensteak vom Grill, gegessen und genießen das Leben und die Sonne. Bis zu unserem Ziel Bariloche sind es gerade mal noch knapp 300km, das Ende unserer Reise ist also bereits in Sicht.



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