Freitag, 28. März 2014

14. Etappe: Heiße Tage - kalte Nächte

Es war unsere letzte Etappe von Esquel bis Bariloche entlang der legendären Ruta 40 im argentinischen Patagonien.




Es war eine schöne Woche, die wir erneut mit Christiane und Stefan als gemeinsames Radlerteam fuhren. Die Nächte waren eiskalt, morgens waren Zelte und Wiesen mit einer Eisschicht überzogen. Aber sobald die Sonne um die Ecke schaute, und das tat sie bisher jeden Tag, wurde es richtig warm und spätestens ab 11.oo Uhr konnte man mit T-Shirt und kurzer Hose radeln. Und: Die gesamte Strecke war asphaltiert, ausnahmslos. Zum Leidwesen von Thomas, der mit seinem voll-gefederten Fahrrad zum ripio-Fan geworden ist, aber zur Freude von mir als bekennendem Asphalt-Freund.





Ab Esquel ging es am Freitag, 21.3.14 für 65km auf und ab durch die offene Pampa mit ihrer Weite, mit ihren unterschiedlichen braunen und gelben Farbtönen. Auf längere Sicht sicherlich langweilig, aber für zwei bis drei Tage schön und eindrucksvoll. Und, wir hatten es schon fast vergessen, mit ihrem Wind, der stetig kräftig aus dem Norden, also von vorne, blies. Wir mussten schon kräftig in die Pedale treten. Abends zelteten wir wild unter der Brücke des Rio Lepa und kochten in bewährter Manier unseren Nudeltopf, bevor uns die Kälte in den Schlafsack trieb.






Am Nachmittag des folgenden Tages endete die Pampa, eine herrliche, grüne Gebirgslandschaft mit langgestreckten Tälern empfing uns. Die lengas zeigten bereits partiell Gelb- und Rottöne, der Herbst kündigt sich an





. In dem weiträumigen Ort Epuyén fanden wir eine kleine Ferienwohnung. Das Beste daran: die herrliche, warme Dusche. 

Kurz nach Epuyén hinderte uns ein Cafe an der Ruta 40 am nächsten Tag brutal an der Weiterfahrt.  Leckere Waffeln mit frischen Erdbeeren und Sahne hielten uns für zwei Stunden fest. Es gab kein Vorbeikommen. Trotz solcher schier unüberwindlichen Hindernisse erreichten wir abends El Bolson, dem der Ruf einer Hippy-Hochburg voraus eilt. Tatsächlich war der plaza bevölkert mit Aussteigern, die allerlei Kunsthandwerk anboten. Ich hatte mir in Esquel Bart und Haare schneiden lassen und sah wenig hippy-mäßig aus, im Gegensatz zu Thomas, der eisern an seiner wallenden Mähne festhält.







Statt Hippies lernten wir auf dem sehr schönen Zeltplatz "El patagonico" eine sehr nette kanadische Familie kennen, Dan und Alice mit ihren beiden Kindern Koby und Ava Fei, 6 und 4 Jahre alt. Sie waren per Rad mit angehängten Kinderrädern seit Januar unterwegs und wollen bis August in Salta, Nord-Argentinien, sein. Sehr mutig, und die Kinder waren mit Begeisterung dabei.


Mit ihnen zusammen verbrachten wir einen schönen Grillabend mit Würstchen und Lomo. Auch in El Bolson blieben wir noch einen Tag und nahmen an einer Kundgebung zum 38. Jahrestag des Militärputsches am 24.3.1976 in Argentinien gegen Diktatur und Unterdrückung teil. Es war sehr eindrucksvoll. 

Und dann kamen die letzten beiden Radtage, anstrengend durch Gegenwind und kleinere, aber auch einen höheren Pass von über 1.100m, vorbei an Rio Villegas, wo wir nochmals wild zelteten in der Nähe eines intensiv duftenden Schweinegeheges, zusammen mit der kanadischen Familie. Das argentinische Patagonien zeigte sich am Mittwoch, 26.3. nochmals von seiner besten Seite, mit strahlend blauem Himmel und wunderschönen Seen wie dem Lago Guillermo und dem Lago Gutierrez.



Nach einer stattlichen Tagesetappe von 70km kamen wir abends in Bariloche an. Damit schließt sich der Kreis, von hier sind wir vor 3 Monaten aufgebrochen zu dieser Tour von 2.300 Fahrrad-Kilometern durch Patagonien.

Uns bleiben noch drei Tage, um die Räder einzupacken, uns innerlich von dieser einmalig schönen Landschaft zu verabschieden und vor allem, um Christiane und Stefan Adjeu zu sagen. Die beiden Glücklichen fahren weiter, für unbestimmte Zeit, in den Norden Chiles und Argentiniens, nach Bolivien und Peru bis Mittelamerika. Beneidenswert. Gut drei Wochen fuhren wir zusammen, und es war eine schöne, sportliche, aber auch genussvolle Zeit. 



Wir fliegen am Sonntag, 30.3.14 nach Hause, mit  einem lachenden und einem weinenden Auge. Eine einmalige, erlebnisreiche Radreise geht zu Ende, aber wir freuen uns auch auf unsere Lieben zu Hause und darauf, Freunde und Bekannte wieder zu treffen.

2 Kommentare:

Christiane und Stefan hat gesagt…

Es war ein Vergnügen mit euch zu fahren. Wir wünschen eine gute Reise und werden euch vermissen. Liebe Grüße und bis bald,
Christiane und Stefan

Anonym hat gesagt…

Toll! Glückwunsch zu dieser Leistung. Habe den Hinweis auf den Blog leider heute erst gesehen. Beste Grüße Matthias Schulze-Böing