Fast alles lief gut bisher, das Wetter könnte besser nicht sein, es ist richtig sommerlich heiß hier im patagonischen Seegebiet, nachts kühlt es deutlich ab. Die Landschaft ist wunderschön, gebirgig, dem Allgäu ähnlich, saftig grün. Leider hatte ich an meinem Rad zwei Speichenbrüche, mit einem Bruch schon zuhause waren es drei. Das darf eigentlich nicht sein und stimmt nicht zuversichtlich für eine Tour ganz im Süden Chiles, wo wir wirklich tagelang weit weg von allen Service-Einrichtungen sein werden. Deshalb habe ich mein Fahrrad heute in eine kleine Werkstatt gegeben, die wider Erwarten diese Art Speichen haben und Vorder- und Hinterrad neu einspeichen werden. Wir hoffen sehr, dass das alles gut geht. Thomas hat Probleme mit seiner Federung, sie funktioniert mit Luftdruck und es gelingt ihm hier nicht, sie aufpumpen zu lassen.
Unsere Route bisher: Von San Martin aus sind wir in Richtung chilenische Grenze am Lago Pirehueico gefahren, eine ziemlich abenteuerliche Fahrt über mehr als 50km auf einer schrecklichen Schotterpiste, abschüssig und mit mehr als faustgroßen Steinen und festgefahrenen Querrillen. Das ist unangenehm zu fahren, ist sehr rutschig und holprig, selbst bergab geht es nur in kleinen Gängen, jedes Auto, das vorbei fuhr, hüllte uns in eine Staubwolke. Am nächsten Vormittag dann der Grenzübergang nach Chile, wir mussten unser Gepäck komplett auspacken, alles wurde gründlich durchsucht. Da lernt man die komplikationslosen Grenzübergänge infolge der europäischen Einigung sehr zu schätzen. Dann kam eine der schönsten Erlebnisse bisher: die 1 1/2 stündige Bootsfahrt entlang des Sees Pirehueico bis Puerto Fuy. Ein schmaler See, einem breiten Fluss vergleichbar, der sich wie ein schmales blaues Band durch die Gebirgslandschaft zieht. Die Umgebung in tiefes, sattes Grün getaucht, lückenlos bewaldete Hügel, schroffe Felswände, im Hintergrund hoch aufragend der schneebedeckte Vulkan Choshuenco, daneben der Vulkan Mocho. Auf der ganzen Strecke keinerlei Siedlung, kaum Menschen, es ist Natur pur. Wir können uns kaum satt sehen an dieser Traumlandschaft. Danach, ähnlich wie am Vortag, ein schöner Campingplatz auf einer Waldlichtung, in der Nacht mit einem Sternenhimmel, wie wir ihn so intensiv nie zuvor gesehen haben. Und natürlich mit dem Kreuz des Südens, deutlich erkennbar über dem Horizont. Schade nur, dass es hier oben in den Andenausläufern doch nachts so kalt war, dass wir diesen Genuss nicht allzu lange aushielten.
ist geprägt durch Viehzucht, Rinder und Pferde tummeln sich, teilweise von Gauchos hoch zu Pferde getrieben, entlang der Straße verlaufen durchgängig Zäune, dahinter Wiesenlandschaften mit Einzelbäumen und Baumgruppen, dazwischen Wälder. Und immer wieder die einzeln stehenden, einfachen Holzhäuser der estancias und der Landarbeiter. Das Gebiet ist wirklich sehr dünn besiedelt.
Auch die asphaltierten Strecken waren, durch das ständige Auf und Ab, recht anstrengend, wir kamem abends müde an, aber es hielt sich doch in Grenzen, schließlich wollen wir keine Rekorde aufstellen. Einen eklatanten Unterschied zwischen Argentinien und Chile konnten wir bisher nicht feststellen, Sprache und Mentalität sind zumindest für uns gleich, das Essen unterscheidet sich etwas (in Chile weniger Steaks, mehr Fisch, mehr Fast-Food, nur noch Nescafe statt gutem Espresso, keine Mate-Kultur). Nett waren unterwegs die Treffen mit anderen Radfahrern, u.a. mit Marion und Mathias, einem jungen Paar aus der Schweiz, die in Santiago gestartet sind und bis Ushuaia ganz im Süden fahren wollen und dafür insgesamt ein halbes Jahr veranschlagt haben. Oder mit dem Aussteiger Thomas, zusammen mit französischen Freunden, der seit Jahren weltweit mit dem Rad unterwegs ist und uns Dollars in chilenische Pesos gewechselt und damit gerettet hat. Nach der Grenze gab es wider Erwarten keinerlei Wechselmöglichkeiten, andere Währungen wurden aber nicht akzeptiert. wir sahen uns schon heftig von quälendem Hunger bedroht und bis auf die Knochen abgemagert.
Morgen werden wir noch einen Tag mindestens in Futrono verbringen, ein hoffentlich intaktes Fahrrad entgegen nehmen und den Lago Ranco genießen. Und wir beneiden euch nicht um den kalten, feuchten, unangenehmen Winter in Deutschland.
1 Kommentar:
Sitze gerade im Café Augsburg, auch hier in Chile und lese euren Blog und schaue mir die Bilder an und das ist ja der Hammer. Ihr habt Thomas Kühnl aus Potsdam getroffen. Ich war mit ihm 2010 in Tadschikistan. Habe ihn auch zufällig in Nordargentinien getroffen. Wünsche euch weiterhin gute Fahrt und keine Speichenbrüche mehr.
Liebe Grüße vom Blogfan
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