7 Entlang Kubas sonniger Südküste


Es war eine Traumstrecke, von Santiago aus Richtung Westen, immer an der Küste entlang, links die offene Karibik, tiefblau, in strahlender Sonne, rechts die steilen Berge der Sierra Maestra, die sich bis zur Küste erstreckten.



Immer wieder kamen wunderschöne kleine Buchten, die uns zum Baden einluden.


Die Strecke war herrlich einsam, es gab kaum Verkehr, zumal die Straße durch Hurrikans an vielen Stellen weggespült war, überall gab es riesige Schlaglöcher. Für Radfahrer allerdings ist es ein Eldorado, der Regen wird durch die hohen Berge im Landesinneren abgehalten, so dass wir das warme, trockene Klima hier im Süden endlich sehr genießen konnten.






Sechs Tage waren wir unterwegs, sechs Tage bei Sonne pur, vorbei an Chivirico, La Mula, Marea, Playa Colorado, Niquero bis Manzanillo. Immer wieder begegneten wir anderen Radlern aus aller Welt, einzeln oder in geführten Gruppen, die meisten aus Deutschland, Kanada, auch aus den USA. In La Mula übernachteten wir in einem schönen Campismo,




an der Playa Colorado in einer einfachen, aber sehr sauberen Hütte bei einem Fischer, der in der Nacht zum Fischen draußen war und uns währenddessen seine Hütte zur Verfügung stellte. Ein bescheidenes Zuhause, aber gepflegt und gemütlich.









Das Gebiet ist geschichtlich bedeutungsvoll, hier landete Fidel Castro 1956 mit über 30 Getreuen mit dem Boot "Granma", aus Mexiko kommend, musste sich zunächst mühsam durch Mangrovenwälder kämpfen, um sich dann in den unzugänglichen Bergen der Sierra Maestra festzusetzen, ständig verfolgt von den Truppen des Diktators Batista. Hier begann der bewaffnete Kampf gegen die Diktatur, unterstützt von immer größeren Teilen der Bevölkerung,  nacheinander wurden Gebiete und Städte erobert, bis er dann 1959 mit der Eroberung Havannas die Macht ergreifen konnte. An vielen Stellen wird an diese heroische Phase der kubanischen Geschichte erinnert.



Das Leben auf dem Land wirkt sehr bescheiden, aber nicht ärmlich. Die Menschen wohnen in kleinen Häusern,  teils aus Holz mit Strohdach, meist aber aus Stein und hübsch angestrichen, mit schöner Terrasse und Schaukelstühlen davor. Überall werden Hühner gehalten,Truthähne, ein oder mehrere Schweine, Schafe, Gemüse wird im eigenen Garten selbst angebaut.




Das ist auch notwendig, denn die meisten Menschen hier arbeiten in einer landwirtschaftlichen Kooperative, deren Entlohnung sehr gering ist: Sie liegt bei umgerechnet etwa 12$ im Monat. Auch insgesamt ist das Lohnniveau sehr niedrig, Arbeiter verdienen zwischen 15 und 20$, in akademischen Berufen verdient man mehr, ein Arzt hat etwa 60 - 80$ im Monat. Allerdings muss man berücksichtigen, dass kein Kubaner Miete zahlt, alle sind Eigentümer ihres Hauses oder ihrer Wohnung. Zudem erhält jeder Kubaner über eine Art Lebensmittelkarte, hier nennt sich das "canasta basica", monatlich 5 Pfund Reis, 3 Pfund Zucker, ein halbes Pfund Kaffee und weitere Lebensmittel sowie täglich ein Brötchen fast umsonst. Kinder bis 7 Jahre bekommen in der Schule kostenlos Milch und Schulspeisung. Das alles reicht nicht ganz zum Leben, Zukäufe sind erforderlich, aber der Grundbedarf ist überwiegend gedeckt und auch darüber hinaus sind die Grundnahrungsmittel sehr günstig. Dennoch ist die Unzufriedenheit über diese niedrige Entlohnung spürbar. Zwar sind belegte Brötchen (20 Cent), ein Espresso (4 Cent) oder einfache Mahlzeiten in staatlichen Restaurants zumindest nach unseren Relationen unglaublich billig, aber ein Essen in einem Privatrestaurant mit mehr als 6$ können sich nur wenige Kubaner leisten. Verstärkt wird dies durch die Diskrepanz zu den unverhältnismäßig besseren Verdienstmöglichkeiten im Tourismus. So hat u.U. eine Bedienung in einem Hotel durch Trinkgelder ein höheres Einkommen als ein Arzt in einer Klinik. Deshalb findet man im Tourismus oder bei Taxifahrern oft akademisch ausgebildete Menschen, die hier mehr verdienen als in ihrem eigentlichen Beruf.


Von der hübschen Kleinstadt Manzanillo aus ging es weiter nach Bayamo. Die Strecke war flach, mit wenig Verkehr und nicht sehr aufregend, links und rechts mit riesigen Zuckerrohrplantagen und Reisfeldern.

In Bayamo blieben wir einen Tag, das koloniale Erbe ist in Form einiger sehr schöner alter Gebäude am Plaza del Himno und in der Fußgängerzone wahrnehmbar. Dort gibt es eine Anzahl sehr hübscher Skulpturen und Mosaiken.







Abends ging es dann zum Busbahnhof, um den Osten zu verlassen und mit Viazul am 22.oo Uhr nach Santa Clara zu unserer nächsten Runde in der Mitte Kubas zu fahren. Dort kamen wir um 7.oo Uhr morgens an.




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