Jakobsmuscheltour Paiz Vasco
Küste des Baskenlandes 30.6. bis 7.7.2024
1.). 30.6. - 2.7.2024 Bilbao
Wir blieben zwei Tage in Bilbao. Ehemalige Industriestadt, ist sie heute ein touristisches Highlight. Sehr sehenswert fanden wir die historische Altstadt mit dem zentralen Platz, Plaza Nueva, durch die wir schlenderten. Die engen Gassen und der Gebäudestil ähnelte sehr dem, was wir bereits mehrfach in anderen spanischen Städten gesehen hatten.
Wie schon häufig vorher fiel uns auf, dass recht ungehemmt Wäsche aus dem Fenster gehängt wird. Hier allerdings öfter mit einem Regenschirm darüber, denn es regnet häufig, an einem von drei Tagen im Jahr.
Wir labten uns sehr an den hier typischen Pintxos, kleine Häppchen, meist auf einer Weißbrotscheibe, mit einer unglaublichen Vielfalt und unterschiedlichster Kreation, Tortilla, Fisch, Schinken, Meeresfrüchte, tolle Cremes, sehr lecker. Es gibt sie in jeder Bar. Lecker ebenso die Carolinas, eine Süßspeise.
Am zweiten Tag besuchten wir das weltberühmte Museum für zeitgenössische Kunst, das Museo Guggenheim mit seinem avantgardistischen Gebäude.
2.). 3.7.2024 Bilbao -Guernica. 62km. 1.020 HM rauf
Es war, jedenfalls ab Mittag, ein richtig sonniger Tag. Das verdient, erwähnt zu werden, das hatten wir nicht oft und es hebt gleich die Stimmung. Es ist einer der schönsten Abschnitt der Küste an der Biskaya, Steilküste mit beeindruckenden Klippen, immer wieder besonders schönen Strandabschnitten. Und herrliche Küstenorte, durch die wir fuhren, Mungia, Bakio, Bermeo, Mundaka. Als Fischerorte, die sie einmal waren, sind sie heute nur noch durch ihre jeweiligen Häfen zu erkennen.
Eine Besonderheit ist die Felseninsel San Juan de Gaztelugatxe mit einer Kapelle, früher eine Eremitage. Sie gelangte zu einer außergewöhnlichen Popularität dadurch, dass sie als Kulisse in dem Film „Game of Thrones“diente. Um die 241 Stufen der Steinbrücke zu erklimmen, die die Insel mit dem Festland verbindet, muss man vorher eine kostenlose Eintrittskarte reservieren. Sie waren für die nächsten Tage bereits ausgebucht, so dass wir uns mit ihrem Anblick begnügen mussten.
Städtenamen und alle Inschriften sind hier zwei-sprachig, baskisch und spanisch. Wie man uns erzählte, spricht man untereinander vor allem auf dem Land, Baskisch, in den Städten mischt sich das etwas. Die Unterrichtssprache in der Schule ist überwiegend Baskisch, Spanisch wird als erste Fremdsprache gelehrt, vor Englisch. Es ist durchaus so etwas wie ein baskisches Nationalbewusstsein erkennbar, heutzutage allerdings kaum noch verbunden mit Unabhängigkeitsbestrebungen wie etwa in Catalonien. In der Franco-Zeit war die baskische Sprache verboten. Baskisch ist eine sehr alte Sprache, deren Ursprung nicht genau bekannt ist, sie ist keine indogermanische Sprache und mit keiner anderen Sprache verwandt.
Ziel des Tages war die Stadt Guernica, auf Baskisch Gernika, weltberühmt durch das Gemälde von Pablo Picasso. Guernica wurde 1937 durch einen Luftangriff der deutschen Legion Condor als Unterstützung der faschistischen Truppen Francos fast vollständig zerstört. Es war einer der ersten Bombenangriffe gezielt auf die Zivilbevölkerung Das Gemälde Picassos ist ein erschütterndes Mahnmal gegen den Krieg. In der Stadt ist diese Geschichte in Verbindung mit dem Gemälde sehr präsent. Am Rathaus der Stadt waren als Gegenwartsbezug eine ukrainische und eine palästinensische Fahne angebracht. Auffallend waren häufige palästinensische Flaggen an Privatwohnungen, eine mit direktem Bezug zu Picassos Gemälde.
3.) 4.7.2024. Guernica - Lekeitio 39km 720 HM rauf
Es war nur eine kurze Strecke. Entlang des Biosphären-Reservats des Ria Urdaibai mit seinen Feuchtzonen, jetzt bei Ebbe. Hinunter zu dem Hafenstädtchen Ispaster-Elexalde.
Mittagsmenü in Ispaster-Elexalde, lecker mit Salat und Bohnensuppe als Vorspeise, dem Fischgericht Knurrhahn als Hauptspeise, Kuchen als Dessert und einer Flasche Rotwein und Mineralwasser für 13€. Dann ging es gut genährt weiter nach Lekeitio.
Abends gingen wir vor zum Hafen. Dort war pralles Leben. Familien trafen sich, unzählige Kinder spielten, die Kneipen waren voll. Eine tolle Atmosphäre. Unser Abendessen: Pintxos mit Tortillas.
4.) 5. - 7.7.2024 Lekeitio - Zarautz 51km 660HM rauf
Es war einer der schönsten Küstenabschnitte der Nordküste Spaniens, wunderbare Blicke hinunter auf das Meer, Steilküsten, herrliche Buchten, eine wenig befahrene schmale Straße, dicht bewaldet. Die schöne Hafenstädtchen Ondarroa, später Mutriku und Deba. Zarautz empfing uns mit strahlender Sonne und einem 2 1/2 km langen Sandstrand, voller Menschen und mit zahlreichen Surfern, die hier gute Bedingungen vorfinden.
Uns fiel auf, dass das Baskenland augenscheinlich erheblich wohlhabender ist als andere Landesteile Spaniens. Keine verlassenen Häuser mehr, die vor sich hin verrotten, keine leerstehenden Wohnungen, stattdessen überall in den letzten Jahrzehnten neu erbaute oder renovierte Häuser. Unser Gastgeber in Lekeitio bestätigte dies, mit erkennbarem Stolz auf seine baskische Heimat. Es gebe eine blühende Industrie und sogar High-Tech, die genügend Arbeitsplätze anböten, die Jugend müsse nicht auf der Suche nach Arbeit wegziehen, die Löhne und der Lebensstandard insgesamt seien erheblich höher als in anderen Landesteilen. Die Steuern würden nicht an die Zentralregierung gezahlt, sondern verblieben im Baskenland. Die Zeiten der Terroranschläge der ETA seien Gottseidank vorbei, aber man bestehe auf einer gewissen Eigenständigkeit.
Wir blieben drei Tage in Zarautz in einem Surf-Hostel. Allerdings verzichteten wir darauf, zu surfen und begnügten uns mit Strand-Spaziergängen und gemütlichem Sitzen in Strandlokalen bei einem Glas Wein.
5.) 8.7.2024. Zarautz - Hendaye / frz Grenze 50km 770 HM rauf
Es war unser letzter Radeltag, und die Tour verabschiedete sich mit strahlender Sonne. Landschaftlich war vor allem der erste Abschnitt ganz toll, es ging auf schmalen Wegen über grüne Hügel, Weinberge, dann entlang des Flusses Oria ibai. Schließlich erreichten wir den bekannten und etwas mondänen Badeort San Sebastian. Ein sehr schöner Ort, mit kilometerlangen Sandstränden. Offenbar hat die Touristensaison inzwischen begonnen, die Strände waren gut gefüllt mit Badegästen. Ein ziemliches Gewimmel, das war nicht unsere Welt und lud uns nicht ein zu verweilen.
Der Rest der Strecke war zwar überwiegend ein Fahrradweg, aber er ging entlang von stark befahrenen Straßen und querte diese immer wieder. Schließlich blieben wir in einem Hotel nahe der französischen Grenze. Morgen geht’s die wenigen hundert Meter über die Grenze, um in Hendaye in den Zug nach Bordeaux einzusteigen. Dort übernachten wir und fahren am Tag darauf mit dem TGV nach Straßburg und von dort nach Hause.
Es war wieder eine gelungene Radtour, die ersten vier Wochen alleine, dann zusammen mit Thomas zu zweit. Wir haben einen neuen, weiterenTeil Europas entdeckt, der uns sehr begeistert hat. Dass wir im zweiten Teil entlang der Küste häufig schlechtes Wetter hatten und es oft regnete, war schade, aber es tat dem keinen Abbruch. Es war allerdings der wesentliche Grund, warum wir diesmal auf das Zelten verzichteten.
Wie bislang nach jeder Tour so haben wir auch dieses Mal ein Gefühl der Dankbarkeit, dass wir auch diese Fahrt unfallfrei und gesund und auch ohne irgendwelche Probleme mit den Rädern überstanden haben. Wir sind etwas traurig, dass es vorbei ist, gleichzeitig freuen wir uns auf unsere Lieben zu Hause.
Mal sehen, wohin uns im nächsten Jahr unsere Fahrräder tragen werden …
Insgesamt: 2.741km