Portugiesischer Jakobsweg "Von Porto bis zum Ende der Welt"



Portugiesischer Jakobsweg per velo   (PF 01 - PF 06)

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Iberia Nord Coast - kurzer Film 

Etappe PF01

6.6. 2024 Porto -  Esposende.  64km. 300HM rauf

Die erste Strecke auf dieser Tour, die wir wieder zu zweit fuhren. Von Porto aus entlang der Küste nach Norden. Das Wetter war durchwachsen, diesig, mit viel kühlem Wind vom Meer, dazwischen aber auch immer mal wieder schwül.



Zunächst ging es durch das Hafengebiet, dann folgte ein Gewehr von Autobahnen und Straßen. Danach folgte ein flacher Küstenstreifen, Strände, Badeorte, leider häufig unschöne Betonklötze als Hotels. Unterwegs trafen wir sehr viele Pilger auf dem Weg nach Campostella,  erkennbar an ihren dickgefüllten Rucksäcken und der Muschel als Symbol.






Für sie und für Strandbesucher führten Stege aus Holzbohlen den Strand entlang, uns Radlern wurden über viele Kilometer Straßen mit schlecht verlegtem Kopfsteinpflaster angeboten. Mehr als 10 km/h waren auf diesem holprigen Untergrund kaum drin, dafür wurden wir kräftig durchgerüttelt. Es war ätzend und erinnerte fast an die schlimmsten Strecken in Patagonien. Streckenweise wichen wir auf Straßen im Hinterland aus, fanden uns dort aber in dichtesten Autoverkehr mit hopp and go vor den Ampeln. Der heutige Radeltag zählte nicht gerade zu den schönsten der Route.

7.6.2024 Esposende / Vila Nova de Cervera   66km  430 Hm rauf

Heute blieben wir weitgehend von gepflasterten Strecken verschont, Gottseidank. Die erste Hälfte fuhr sich auf gutem Asphalt wie Butter, direkt an der Küste oder doch nahe dran, mit Blick auf das Meer. 





Nach ca 48km erreichten wir den Grenzfluss zu Spanien, den Rio Minho. Wir blieben auf portugiesischer Seite und fuhren auf einem tollen Radweg landeinwärts den Fluss entlang. Er bildet hier im Mündungsbereich eine breiten Strom aus, mit Inseln und Feuchtgebieten und einer großen natürlichen Vielfalt.  Landschaftlich hat es uns außerordentlich gefallen und erinnerte uns an Altarme des Rheines wie den Kühkopf. 

Wir übernachten in einer Pilgerherberge in Vila Nova de  Cerveira, wurden mit einem leckeren vegetarischen Gericht verwöhnt und verbrachten einen anregenden Abend zusammen mit vier deutschen Pilgern. 

8.6.2024 Vila Nova de Cerveira - Redondola. 60km. 720HM rauf

Es regnete in Strömen. Erstmals seit Beginn dieser Radtour vor vier Wochen. Die Regenklamotten kamen „endlich“ zum Einsatz. Bereits gestern Abend gab es ein starkes Gewitter. Gegen Mittag war der Regen vorbei, es blieb bewölkt und klarte sich gegen Abend auf. Das gibt Hoffnung für morgen.





Wir fuhren weiter den Rio Minho entlang mit seinen Wäldern und Feuchtgebieten, auf schönen Radwegen abseits der Strassen. In Valenca ging’s über die Grenze nach Spanien. Natürlich kehrten wir vorher nochmal in einem Café ein, um, wir befürchteten letztmalig, unsere geliebten Nata-Küchlein zu essen. 




Auf spanischer Seite wurde es, etwas abseits der Küste, bergiger. Wir fuhren meist Straße, zumal die Pilgerwege oft nicht zum Radfahren geeignet sind. Aber auch für die Pilger führte der Weg immer wieder kilometerweit die Straße entlang. Wir wunderten uns, denn so ideal als Wanderweg fanden wir die Route auch deshalb nicht. Aber es muss eine große Faszination haben, denn es sind wirklich hunderte von Pilgern, an denen wir täglich vorbeifahren. Menschen aller Altersklassen und aus unterschiedlichsten Nationen. Bei vielen merkt man, dass sie ungeübt sind und wohl erstmalig längere Strecken wandern. Aber wenn es denn der Gesundheit und dem seelischen Gleichgewicht dient. 



9.6.2024 Redondola- Pontesecures.  59km. 780HM

Heute gibt’s nicht viel zu berichten. Der Tag war etwas trübe und sonntäglich schläfrig. Die Geschäfte waren geschlossen, viele Cafés auch, außer in den Stadtzentren waren wenig Menschen auf den Straßen, mit Ausnahme der Pilger natürlich auf ihrer Route. Es war durchgängig bewölkt und abwechselnd schwül oder richtig kalt durch den frischen Westwind vom Atlantik. 






Früh fuhren wir die N550 bei wenig Verkehr, die letzten 10km wieder, dann mit etwas mehr Verkehr durch alle die, die Sonntagmittags Oma und Opa besuchen müssen. Dazwischen radelten wir auf der Pilgerroute, teils asphaltiert, teils Schotterpiste. Es ging bergig auf und ab durch eine wirklich schöne Waldlandschaft. 

In Pontevedra, einer Stadt mit sehenswerter Altstadt, machten wir eine Kaffee-Pause, dort gabs sogar Nata-Küchlein. Mittags gabs nur ein Bocadillo, ein Sandwich. 

10.6.2024. Pontesegures - Santiago de Campostela - Negreira.  47km  790HM rauf

Erreicht! Wir sind im Heiligtum angekommen! In Santiago de Compostela! Beeindruckend die Kathedrale. Ebenso der große Platz davor mit den historischen Gebäuden. Und die historische Altstadt.

 Mehr noch waren wir überwältigt von der Menschenmenge, die sich hier tummelte. Es war rammelvoll, mit Pilgern, Touristen, sicher auch Einheimischen. Wir hatten nur den einen Wunsch: Ein paar Fotos machen, und dann nix wie weg. 





Dazu kam, dass auch der Weg von Pontesegures aus nicht schön war. Es ging, auch für die Pilger, größtenteils dicht befahrene Hauptstraßen entlang. Wenn wir dem auswichen, verloren wir uns in einem Dickicht von Nebenstraßen. Wir waren schon gestresst, als wir in Santiago ankamen. 

Hinter Santiago machten wir erstmal eine Pause, zum Durchatmen und für ein gutes Menü mit Vor-und Hauptspeise, Getränk und Dessert oder Kaffee für 12€. Das versöhnte uns wieder. 

Die nächsten 20 km in Richtung Finisterre waren eine andere Welt. Bergig, mit ausgedehnten, wunderschönen, tief grünen Wäldern, einsam mit einigen schmucken Dörfern. Und mit deutlich weniger Pilgern als vorher, die wie wir weiter nach Finistere wollten. 





In Negreira hatten wir eine sehr schöne Albergue, ein altes, aus Naturstein gebautes Haus, mit großem Garten. Es war das Haus der Eltern unseres Gastgebers, ein ehemaliges Bauernhaus, liebevoll renoviert. 


Es wurde ein netter und unterhaltsamer Abend bei einem gemeinsamen Abendessen zusammen mit insg 12 
Gästen aus verschiedenen Ländern. Nicht immer ergibt sich ein solch nettes Zusammenkommen, am wenigsten in Hotels oder größeren Hostels. 

11.6.2024. Negreira - Cee.   54km.  860HM rauf

Weiter ging es mit vielen Aufs und Abs mehr oder weniger den Pilgerweg entlang Richtung Finisterre, dem westlichsten Punkt Spaniens am Atlantik . Vor der Entdeckung Amerikas galt dies als das Ende der Welt. Es gab wenige kleine Dörfchen unterwegs, oft mit schönen, kleinen Kirchlein, viele zerfallende frühere Bauern-Anwesen. 


Überall sind noch „Hereos“ zu sehen, erhöhte, längliche Getreidespeicher aus Natursteinen, an der Basis große flache Steine, um Mäuse und Ratten am Eindringen zu hindern. Wohl noch aus Zeiten, als überall kleine Bauern ihr Leben in mühsamer Subsistenz-Wirtschaft fristeten. 

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