Mittwoch, 24. Mai 2023

WB 00a Zeus Tempel und Ionisches Buchten - Peloponnes

Unser Film zur Tour 1 "Westgriechenland"



 
19. - 21.05.2023, mit Bahn und Schiff bis Patras
Am 19.5.2023 brachen wir beide, Thomas und Heiner, in bewährter Weise zu unserer Radtour auf, die uns für zwei Monate durch Griechenland und Albanien bis hoch nach Ljubljana führen soll. Mit dem Zug erreichten wir, pünktlich und ohne Probleme, über Nürnberg und München die Stadt Mestre bei Venedig. Am folgenden Tag „ heuerten“ wir für 32 Stunden auf der Anok-Fähre Superfast an, begleitet von zahlreichen Motorradfahrern und ganz profan ohne Käptns-Dinner. So kamen wir am Sonntagabend spät in Patras auf dem Peleponnes an. 






22.05.2023 Patras - Arkoudiou. 85km
Am Montag, den 22.5.23 ging’s dann richtig los und wir bestiegen unsere schwer bepackten Räder. Zunächst nach Süden entlang der Küste, anfangs entlang von Hafenanlagen und Lagerhallen, dann aber mit einem Stück schöner Küste. Später fuhren wir teils über Nebenstrecken, aber auch auf verkehrsreichen Hauptstraßen abseits der Küste. Unangenehm war, dass es auf den Hauptstraßen immer wieder enge, einspurige  Abschnitte gab ohne Randstreifen, so dass bestenfalls PKWs sehr eng überholen konnten, LKWs nicht. 

Die Strecke war angenehm flach, links und rechts begleiteten uns Erdbeerfelder und Gemüseanbau. Am Nachmittag begann es leicht zu regnen, so das wir auf das geplante Camping verzichteten und uns im Hotel Lintzi in Arkondion nahe der Küste einquartierten, nach immerhin 85km. In der Taverne, in die wir abends einkehrten, brütete ein Rauchschwalben-Pärchen direkt im Gastraum oben an der Decke. 


Abends sang uns der Ziegenmelker, auch Nachtschwalbe genannt und zumindest bei uns zu Hause eine absolute Rarität, mit seinem charakteristischen Gesang in den Schlaf.



 
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23. - 24.05.2023. Arkoudiou - Olympia,  75km
Am folgenden Dienstag ging’s weiter Richtung Landesinnere, anfangs noch flach, aber bald hügelig, bei makellos blauem Himmel. Das änderte sich am Nachmittag, Gewitterwolken zogen auf und wir erreichten unser Tagesziel, das antike Olympia, nach 75km gerade noch rechtzeitig vor einem heftigen Regenguss. Wieder zogen wir ein Hotel vor.

Den Folgetag nutzten wir, um das antike Olympia zu erkunden. Es war fussläufig erreichbar und hat uns sehr fasziniert, obwohl von den zahlreichen Tempeln des Zeus, der Hera ua. Gottheiten und von Sportstätten fast nur noch Reste von Säulen erkennbar sind. Immerhin gewann man eine Vorstellung von dem Gelände, auf dem von ca 700 vor bis fast 300 nach Chr. die olympischen Wettkämpfe innerhalb Griechenlands stattfanden. Besonders sehenswert ist das Museum, u.a. mit einmaligen antiken Kunstwerken wie dem Bildnis des Gottes Zeus sowie überlebensgroßen Statuen von Zeus, wie er Ganymed entführt, seiner Frau Hera, der geflügelten Siegesgöttin Nike


 (von einem bekannten  Sportschuhhersteller als Markenzeichen geklaut, keine schlechte Idee), des Götterboten Hermes mit dem kleinen Dionisos auf dem Arm. 








25.05.2023. Olympia - Lampeia. 49km
Auch der nächste Tag begann vielversprechend mit strahlender Sonne. Wir hatten uns auf eine 85 km lange bergige Strecke mit einem Anstieg von 2.200 Höhenmetern eingestellt. Der Wirt unseres Hotels schlug uns allerdings eine andere Strecke als die geplante vor, auf der Alten Nationalstraße 111 nämlich, mit kaum Verkehr und landschaftlich schöner als die von uns vorgesehene Route über die neue. Nationalstraße. Wir ließen uns überzeugen und haben es nicht bereut. Die Strecke war fast ohne Verkehr, nahezu menschenleer mit nur zwei kleineren Orten, mit einer herrlichen Berglandschaft und tollen Ausblicken. Allerdings mussten wir auch hier einen Anstieg von ca 1.200 Höhenmetern bewältigen, was uns erfreulicherweise keine Probleme bereitete. 






Nach einem guten Mittagessen in einer Taverne in Lampéia (griechischer Salat und gebratene Ziege) wollten wir schon aufbrechen, als sich ein Gewitter mit Regengüssen wie aus Kübeln entlud. Wir warteten ab, aber der Himmel blieb weiterhin schwarz. So sagten wir nicht nein, als uns die Wirtin eine private Unterkunft im Ort vorschlug und dann auch vermittelte. 
Eine schöne Ferienwohnung für 45€. Damit war unsere heutige Tour nach bereits 49  km in Lampeia zu Ende und wir verbrachten noch einen entspannten Spätnachmittag in diesem beschaulichen Ort. Dieses Mal war es die Nachtigall in einer nahen Hecke, die uns in den Schlaf sang. 

26.05.2023. Lampeia - Tripolis  93km
Am folgenden Tag fuhren wir schon verdammt früh, um kurz nach 7 Uhr, los, um einem möglichen Regen ein Schnippchen zuschlagen, der laut Wettervorhersage wieder am Spätnachmittag zu erwarten war. Es ging weiter die alte Nationalstraße 111 entlang, allerdings ab Lampeia von einer Höhe von über 800 Höhenmetern die nächsten 15 km herrlich bergab. Dann ging es weiter durch ein Flusstal etwa auf gleicher Höhe. Die Fahrt war landschaftlich ein Traum. Es war weiter sehr einsam, unter den wenigen Gebäuden unterwegs waren die meisten verlassen, es existierten noch wenige kleine Bauernhöfe. Für eine Kaffeepause mussten wir mit einer Tankstelle vorlieb nehmen. Landschaftlich war es herrlich, zumal bei strahlender Sonne. In der Talsohle entlang des Flusses gab es saftig grüne Wiesen, eine üppige bunte Flora mit Wildblumen säumte die Straße, die Berghänge waren dicht bewaldet, was wir in Griechenland so nicht erwartet hatten. 


Nach ca 60km brachte die aus Buriva kommende Straße deutlich mehr Verkehr, das Tal wurde breiter und war stärker besiedelt. In Levidi gab es in mehreren Tavernen gegrillte Spanferkel, offenbar hier eine kulinarische Spezialität. 


Nun ja, lokale Spezialitäten sollte man unbedingt probieren, das taten wir denn auch und es war lecker. So gestärkt erreichten wir gegen 16 Uhr, tatsächlich jetzt bei leichtem Regen, Tripolis, eine sehr angenehmes Stadt mit attraktiver Fußgängerzone . Im Zentrum bezogen wir wieder eine hübsche und günstige Ferienwohnung. Stattliche 93 km waren wir heute geradelt. 

27.05.2023. Tripolis - Nafplio. 63 km
Bei strahlender Sonne ging’s weiter ostwärts, die ersten 50km waren völlig menschenleer, mit wenig Verkehr und kargen Bergen links und rechts, bewachsen nur mit niedrigem, stacheligen Gestrüpp, Macchia. Zwischendurch gab es herrliche Ausblicke in weit unten gelegene, breite, sonnenbeschienene Täler mit Olivenplantagen. Zunächst strampelten wir kräftig hoch auf 750 Höhenmeter, am Ende ging es sehr flott in engen Serpentinen runter zum Meer.









 Wir hatten den Peleponnes überquert und die Ostküste erreicht. Die letzten 10km führten entlang der Küste bis Nafplio, die Strecke war allerdings recht hässlich gesäumt von kaputten Investitionsruinen. Nafplio selbst war als Küstenstädtchen voll mit Touristen, obwohl es uns nicht sonderlich anheimelnd erschien. 

28.05.2023. Nafplio - Mykene
22 km waren es bis Mykene. Es gab einen netten Zeltplatz, und wir zelteten zum ersten Mal auf dieser Tour. Das Wetter hatte sich deutlich gebessert, Regen war nicht zu erwarten.
Mittags fuhren wir hoch zu dem antiken Mykene, auf einem Hügel gelegen, der Hauptstadt eines Königreichs, das im 14. Jahrhundert vor Chr. hier existierte. Überwiegend sind nur Reste der Grundmauern erhalten, aber sie geben einen Eindruck der Größe und Struktur der antiken Stadt. Gut erhalten ist das legendäre Löwentor am Eingang, durch das Agamemnon mit seinen vereinten griechischen Heerscharen zum Feldzug gegen Troya aufbrach. 






Ausgegraben wurde Mykene von Heinrich Schliemann, der gleiche, der auch Troya entdeckt und ausgebuddelt hat.

29.05.2023. Mykene - Korinth. - Koloni 
73 km, dabei 680HM

Wir führen weiter nach Norden, vorbei an Olivenhainen, Orangen- und Mirabellenbäumen. Kurz vor Korinth bogen wir rechts ab in einen Seitenweg, um zur besonderen Attraktion von Korinth zu gelangen: der Kanal, der an der engsten Stelle die Ägäis mit dem Ionischen Meer bzw. dem Golf von Korinth verbindet. Er ist 2,5km lang und wurde um 1890 erbaut, um die Umschiffung des Peleponnes zu vermeiden. Von oben gesehen wirkt er wie ein langes, sehr schmales blaues Band, tief in die Erde eingeschnitten. Damals eine technische Meisterleistung, eine Art Vorläufer des Suez-Kanals, ist er für die Größe der heutigen Schiffe in der Regel zu schmal. Kreuzfahrtschiffe würden stecken bleiben. Habt ihr den Bunging Jumper auf dem Foto erkannt? Keine Sorge, es ist keiner von uns. Aber eine  Gruppe Jugendlicher bereitete sich gerade auf Bunging-Jumping vor, dafür ist der Kanal geeignet. 










Die Ruinen des antiken Korinth hoch oben auf einem Berg ließen wir links liegen und fuhren bei strahlender Sonne weiter noch ein gutes Stück die Küste entlang, die Berge des nördlichen Griechenland ebenso im Blick wie hinter uns am Ende der Bucht die moderne Stadt Korinth mit seinen weiß in der Sonne leuchtenden Häusern. 






Campingplätze waren Fehlanzeige, also nahmen wir in dem kleinen Küstenstädtchen Koloni ein Hotelzimmer.

30.05.2023  Koloni bei Corinth - Kratio. 52 km

 Weiter ging’s die Küste Richtung Westen entlang des Fernradwegs Eurovelo 8, direkt neben uns die tiefblaue Ägäis, dahinter die Berge des griechischen Festlands. Oben einige drohende Wolken, aber letztlich blieben sie friedlich und den ganzen Tag schien die Sonne. Der Verkehr auf der Küstenstraße war mäßig, noch gab es wenig Touristen, die Tavernen waren ziemlich leer. Aber das Gebiet ist wohl auch kein Touristen-Hotspot, es gibt eben nur Kies- statt den beliebteren Sandstrand. 







Abends war wieder Camping angesagt, auf dem sehr schönen, familiären Campground Akrata Beach. 

31.05. - 01.06.2023  Kratio - Makineia. 67km
Vormittags ging es herrlich die Küstenstraße weiter, bei strahlender Sonne. Nachmittags zogen dunkle Wolken auf, es wurde windig und kühl. An der engsten Stelle überquerten wir die Meerenge zwischen Peleponnes und Festland, allerdings nicht über die 2,6 km lange Brücke, die seit 2004 existiert, sondern mit der Fähre, die uns kostenlos mitnahm. Damit hatten wir nach 10 Tagen den Peleponnes verlassen.





 Jenseits der Meerenge ließen wir uns in Makineia in einem kleinen Apartment am Strand nieder. Dort blieben wir auch am nächsten Tag, zum Lesen, Wäsche waschen, WhatsApps schreiben, entspannen. Ein Ruhetag eben, verdient.

02.06.2023 Makineai - Alizia.  105km, 900 HM

Heute war mit 105km ein Mammut-Tag, aber er war wieder wunderschön bei tollem Wetter. 




Meist ging es die Küste entlang, mit herrlichem Blick aufs tiefblaue Meer, vorbei an Aqua-Farmen,  in denen Shrimps oder Tintenfische gezüchtet werden, sowie an Lagunen, in denen teilweise Salz gewonnen wird. Vier kleine Pässe mussten wir überwinden, so dass wir insg auf 900 Höhenmeter kamen. Auf einem kleinen Campingplatz in einer schönen Bucht schlugen wir unsere Zelte auf. 



Christine und Hermann aus Bayern, unsere netten Nachbarn mit Wohnmobil, luden uns zum Abendessen ein, und wir verbrachten einen schönen gemeinsamen Abend.

03.06.2023 Alizia - Vonitza. 47km 
Unsere Nachbarn von nebenan verwöhnten uns mit einem guten Frühstück, andere Wohnmobil-Nachbarn aus Ljubljana zeigten sich völlig begeistert über unsere Art zu reisen. So leiblich und seelisch gestärkt traten wir in die Pedale, weiter entlang der Küste, mit Pausen in den Städtchen Mytikas und Palairos. 







Leider waren erreichbare Campingplätze auf unserer Strecke nicht vorhanden, auch Unterkünfte waren jetzt am Wochenende rar. So entschieden wir uns nach einer schönen Strecke bereits nach 47km für ein Zimmer im Hotel Vonitza im gleichnamigen Städtchen, sehr hübsch am Strand gelegen. Die schöne Strandpromenade und das hübsche Städtchen waren eine gute Entschädigung.




04.06.2023. Vonitza - Menidi. 63km
Es gibt heute nicht viel Neues zu berichten. Wir fuhren weiter die Küste hoch, mit Sonne und einer angenehm frischen Brise von der See, bei beschaulicher Sonntagsatmosphäre. Die Räder rollten ohne Mucken, wie auch die Tage vorher und hoffentlich auch weiter (toi-toi-toi). Wenn es nicht steil bergauf ging, nutzten wir in der Regel die niedrigste Stufe der E-Unterstützung, immer wieder fuhren wir auch lange Strecken „off“, also ganz ohne Unterstützung. Uns selbst geht es sehr gut, wir genießen die Tour,  die Landschaft, die Bewegung, das gute Essen. Längst hat uns eine heitere, fast meditative Gelassenheit erfasst, die sich bei unseren längeren Radtouren nach einigen Tagen immer einstellt.

Kulinarisch entspricht das Angebot etwa dem der griechischen Lokale in Deutschland. Eine wirkliche Entdeckung sind die griechischen Bäckereien. Eine Vielfalt kleiner, unglaublich leckerer Törtchen, Quichés und Blätterteig-Taschen gefüllt mit süßer Creme oder auch Schinken, Tomaten und Käse, da fällt es wahrlich schwer, schlank zu bleiben. Es gibt sehr viele Cafés mit gutem Espresso, bevölkert vor allem mit älteren Männern, die hier anscheinend ihr zweites Wohnzimmer gefunden haben. Da passen wir gut hin. 



Campingplätze waren erneut Fehlanzeige. Also: Ein 3-Sterne-Hotel, 56€ das Doppelzimmer, ein passabler Preis. Das zahlen wir in etwa auch sonst.


05.062023  Menidi - Plaka.  64km, 1.180 HM rauf

Es war eine Traumtour. Anstrengend, aber wunderschön. Es begann harmlos mit 20km flach bis nach Arta. Nach einer Kaffeepause ging es für ca 8km bergauf, teilweise mit mehr als 10% Steigung, von 20 bis hoch zu 780 Höhenmetern. Mit mehreren Aufs und Abs später und einem weiteren Anstieg summierte sich das auf 1.180 Höhenmeter. Das spürt man in den Beinen, auch bei E-Bikes. Dafür war die Landschaft spektakulär.












 Unter uns breitete sich ein weites Tal aus, durch das sich der Fluss Plaka schlängelte, an mehreren Stellen zu Seen aufgestaut, gegenüber eine Wahnsinns-Bergwelt. Einfach paradiesisch, eine Königsetappe. Wir hoffen, dass sich das auf den Fotos einigermaßen nachempfinden lässt. Gegen 16 Uhr kamen wir in dem Städtchen Plaka mit der Plaka-Brücke an. 







Abends gab es in einer nahen Taverne Grillspiess vom Schwein. Zart, lecker, aber viel zu viel. 

06.06.2023. Plaka - Ioannina. 50km. 980HM rauf

Morgens ging es gleich wieder rasant den Berg hoch. Fast 550 Höhenmeter bis zum ersten Pass nach 9km  und nach kurzer Abfahrt nochmal fast 400 bis zum zweiten, der war 900 m hoch. Uff. Wieder waren es fantastische Blicke in das tief unter uns liegende Tal mit dem Fluss Plaka. Später verengte sich das Flusstal zu einer enge und steilen Felsenschlucht, die die frühere Grenze des osmanischen Reiches markierte. Eine atemberaubende Landschaft. 


Mittags hielten wir in einer Taverne an, um einen Salat als leichte Mahlzeit zu essen. Mit dem Wirt war kaum eine Verständigung möglich, aber Greek Salad verstand er. Thomas glaubte, zudem eines seiner Lieblingsworte bei









Essensbewertungen gehört zu haben, nämlich frisch, und er nickte begeistert. Gemeint hatte der Wirt aber Fisch, und brachte er dann freudestrahlend einen ganzen Berg gebratener Makrelen und Sardellen. Es schmeckte köstlich, aber was die beiden anstrengenden Pässe nicht vermocht hatten, schaffte dieses gegen unsere Absicht voluminöse Mittagessen: Wir waren danach fix und fertig. 

Zum Glück war es nicht mehr weiter zu unserem Nachtquartier, endlich wieder ein Campingplatz, nämlich dem Zeltplatz Limnopoula am Pamvotida-See in der Nähe der Stadt Ioannina. Der See ist sehr schön zwischen Bergen eingebettet, Landschaft und Atmosphäre ähneln stark den Seen in Oberbayern. Wir fühlten uns fast wie zu Hause. 

Morgen geht es bereits über die Grenze in das Land der Skipetaren. 




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