Montag, 9. März 2020

TCLV20 - 07 Südküste Vietnams

TCLV20 - 07   Südküste Vietnams

Die Berge zwischen Laos und Vietnam haben wir überwunden. Mein Plan sah eigentlich vor, den Zug von Dong Ha bis Tuy Hoa weiter im Süden zu nehmen. Doch im Bahnhof erfuhren wir, dass die Radmitnahme in Dong Ha nicht möglich sei. Ab Hue ginge es. Nachdem Maria und Ralf sich die DMZ (Zone zwischen Nord- und Südvietnam im Vietnamkrieg) angeschaut hatten (Ich habe bereits in unserem Blog Südostasientour vor 5 Jahren darüber berichtet) radelten wir gen Hue. Das war eine schöne Strecke mit vielen kleinen, wenig befahrenen Straßen.



An der Küste des Südchinesischen Meeres angekommen, führte die Straße nicht direkt an der Küste lang, sondern hinter einer Reihe Reisdörfern, die aufgereiht, wie eine Perlenschnur in einem Küstenwäldchen lagen. Jedes Dorf hatte seine eigene Einfahrt mit pompösen Dorfbogen und Buddhistischen "Eingangstempeln". Hier in Vietnam herrscht, im Gegensatz zu Thailand, Laos und Myanmar (Theravada Buddhismus) der chinesische Buddhismus ( Mahayana-Buddhismus, Taoismus, Konfuzianismus) vor, der nicht diese strengen Regeln kennt. Das sieht man natürlich auch an der Bauart der Tempel und Begräbnisstätten.


 Nicht nur Reisfelder, z.T. schon mit reifen Ähren, bereit für die erste Ernte von dreien, sondern auch Gemüsefelder rechts und links der Straße. Angebaut wie Spargel sehen wir hier Morning Glory, unser beliebtes Abendgemüse.



In den Flußdeltas überall Fischerhütte, Shrimpfarmen und Muschelsucher.

Hue, die alte Kaiserstadt, 
empfing uns mit abwechslungsreichen Angeboten am Abend.





In Hue mussten wir die Räder am Bahnhof aufgeben. Sie wurden in ein primitives aber gut schützendes Brettergestell eingehostet. Die Fahrt dauernde den ganzen Tag, so dass ich viel zum Lesen kam.






In Hue waren wir seit langer Zeit mal wieder auf touristischem Gebiet. Viel war trotzdem nicht los. Nachsaison und Coronavirusfolgen.
Von nun an  folgen wir immer der Küste Vietnams nach Süden. Oft auf dem breitem Scenic Byway, der extra für Touristen gebaut wurde, manchmal auch auf der vielbefahrenen A 1. Schöne Buchten wechselten sich ab mit stark besiedelten und intensiv genutzten Küstenabschnitten. Überall, vor allem hinter den Siedlungen, wird der Straßenrand als Müllkippe genutzt. Die Buchten waren voller Fischfarmen und Fischerbooten. Vor allem Austern-, Muscheln-, Prawns- und Lobster - Farmen.










Beach Hopping nennen wir nun das, was folgt. Die schönsten Strände und Strandresorts wollen wir erkunden. Zuerst fahren wir entlang riesiger Sanddünen auf eine Halbinsel. Eine Fähre zu unserem gebuchten Whale Island Ressort war nirgends im einfachen Fischerhafen zu sehen. Der auf der Karte eingezeichnete Hafen lag mitten in einer neu entstehenden Industrie-Sondernutzungs -Zone. Da wollte uns der Wächter einfach nicht durchlassen. Erst nachdem wir unser Inselresort angerufen hatten, kam ein Boot, um uns abzuholen. Erholung der müden Muskeln in diesem wunderschönen einsamen Ressort.













Wir verlassen Whale Island und fahren 70 km ach Süden. Unser nächstes Ziel ist ausnahmsweise kein Strand sondern am Rand der Kordilleren, die hier bis ins chinesische Meer hineinragen, ein Wasserfall. Unser Reise Know How, sieben Jahre alt, redet noch von einfachen Hütten zum Mieten und schönen Wasserkuhlen im Bachlauf unterhalb der Fälle. Inzwischen - nagelneu - hat man die ganzen Wasserfälle und seine schöne, mit Sekundärurwald  bewaldete Umgebung zu einer teuren Touristenattraktion gemacht,die vor allem Tagestouristen aus Nha Trang anlockt. Teure und wunderschöne Bungalows, gute Restaurants, befestigte Wege, überall - zugegeben ökologisch-fantasievolle - Kinderattraktionen und - typisch für Vietnam, überall im Wald und am Bach ökologisch gebaute Rastplätze, wo sich vietnamesische Familien zum Essen, Trinken und Abhängen treffen. Doch nun sind wir fast die einzigen Gäste hier. 













 Auf der Fahrt in die Touristenhochburg Nha Trang kommen wir wieder durch viele Buchten, die intensiv genutzt werden. Lustig finden wir die kleinen runden Korbboote, mit denen die Fischer von Netzt zu Netz paddeln.



In Nha Trang gibt es eine Hotelburg neben der anderen. Doch Touristen sieht man nur noch vereinzelte Gruppen. Meistens sind es Russen. Die Restaurants haben russische Speisekarten. Auch der Verkehr hält sich in Grenzen und wir können ohne Stress herumfahren. Vietnam hat strenge Einreiseregelungen erlassen. Mundschutz für Hotel- und Restaurantpersonal, Verkaufspersonal usw. ist verpflichtend. Eigentlich laufen nur noch die Touristen ohne Maske herum.
Eine mühsame Bergetappe über etliche 10%e Rampen lag vor unserem nächsten einsamen Ressort auf der Halbinsel Cam Ranh. Belohnt wurden wir durch ein überaus idyllisches Resort in einer von riesigen Granit-brocken übersähten Gebirgslandschaft.






Sogar im Wasser tragen die Kinder Mundschutz - die in Vietnam verordnete Schutzmaßnahme gegen den Corona Virus.




So schön es hier ist - die intensive Bewirtschaftung dieser riesigen, geschützten Bucht durch Hummer-, Fisch- und Muschelfarmen , die dicht an dicht im trägen Wasser liegen, hat aber schon längst das Wasser verseucht. Wenn der Wind ungünstig steht, ist   das Wasser bis weit hinaus voll mit Algen und brackig. Schade, wir wären hier gerne länger geblieben.



Wieder gehts über die bergige Küstenstraße. Kaum Verkehr, doch etliche Rampen.










Am Sorrento Beach Club liegt ein breiter Schelfgürtel, der früher mal mit Mangroven bewachsen war. Bei Flut ist das Wasser kaum 10 cm hoch. Bei Ebbe kann man mehrere hundert Meter rauslaufen. Heute ist dies ein Paradies für Kitesurfer, bzw. für Kitesurfer - Anfänger.  Am Rande der Bucht beginnt man damit, wieder Mangroven anzusiedeln um die Bucht vor Sturmfluten besser zu schützen.




Weiter an der Steilküste lang mit herrlichen Ausblicken aufs südchinesische Meer. Immer wieder Buchten mit armen Fischersiedlungen und Unmengen von Fischerbooten. In den Flussläufen sieht man Menschen, die mühsam Muscheln aus dem Schlick holen.







Auch das Flora Hotel mit seinen felsigen Buchten und schönen Stränden, mit seiner großen, schönen Anlage  hat nur wenige Gäste. Inzwischen werden  keine Einreisegenehmigungen mehr erteilt. Auch hier  geht man  lieber in den Pool als ins Wasser. In der nächsten Bucht sind wieder massenhaft Produktionsstätten von Meeresgetier und ein Kohlekraftwerk raucht in Sichtweite.





Nun beginnt die Küste flacher zu werden. Die Ausläufer der Berge reichen nicht mehr ins Meer. Vorbei kommen wir an riesigen weißen Sanddünen. Ich fühle mich wie in der Sahara.
Auch rote Sanddünen gibt es, die allerdings momentan - wie an vielen anderen Küstenabschnitten - mit Baggern und Planierraupen für ein weiteres riesiges Touristenresort "aufbereitet" werden. Ein kleines tief eingeschnittenes Bachtal durchquert die roten Sanddünen. Man kann durchs sandige Bachbett waten und die meter hohen erodierten Sandwände bestaunen.






Nachdem wir immer wieder von Einheimischen gebeten wurden, doch auch Masken zu tragen, nachdem wir sogar von einem Restaurant abgewiesen wurden, weil wir ohne Masken ankamen, tragen auch wir Masken, die uns eine besorgte Cafebesitzerin geschenkt hatte, weil es nirgends welche zu kaufen gab.
Die Route ist flach, aber viel langweiliger als die Bergetappe. Hier im Süden Vietnams ist die Natur schon viel weiter. Wir sind im Anbaugebiet der Drachenfrucht. Und hier blüht sie bereits, ja trägt ihre roten, weithin leuchtenden  Drachenfrüchte.




Unser Beach Hopping nähert sich dem Ende. Wir erreichen den letzten Strand am Südchinesischen Meer, bevor wir nach Westen Richtung Ho Chi Minh City abbiegen.
In Tan Tien quartieren wir uns im Lazi Beach Ressort ein. Es ist ein hässlicher Kasten aber hat eine schöne Anlage, einen weiten Sandstrand mit kleinen Felsbuchten. Baden ist hier gefährlich wegen der Felsen, der Strömungen und der Brandung. Aber der Pool ist groß.



Wenn wir in Saigon ankommen, werden wir 3000 km geradelt sein. Da muss man sich vorher noch mal was Gutes tun. Wir kommen mittags in Binh Chau an. Diese ansonsten hässliche Stadt hat eine besondere Attraktion: Heiße Quellen.  Diese sind schon seit langem Ausflugsziel der Vietnamesen. In der Anlage kann man in Pools und heißen Quellen baden. Der Reiseführer spricht von einem Resort mit einfachen Bungalows. Doch uns erwartet eine nagelneue Anlage mit hochwertigen Bungalows und wunderschönen Poolanlagen. Wir freuen uns auf den langen Nachmittag im heißen Wasser. Doch inzwischen haben sich die Corona-Regularien weiter verschärft. Wir brauchen fast zwei Stunden fürs Check in. Unsere Temperaturen werden gemessen, unsere Fahrtroute genaustens nachvollzogen. Dabei wurde ersichtlich, dass wir durch Provinzen mit Coronafällen gekommen sind. Lange Telefonate mit den Gesundheitsbehörden und endlich durften wir unser Bungalow beziehen - ausgerüstet mit neuen Gesichtsmasken und der Auflage, sie stets zu tragen.







Bis Ho Chi Minh City fahren wir zwei Tage. Einmal 75 und einmal 100 km. Der mühsame Versuch,  kleine Nebenstraße für die Tour in die 9 Mio Metropole zu finden war erfolgreich. Ideale Radwege haben wir dabei entdeckt. Mal rote Erdstraßen, mal geteerte einsame Straßen. Endlose Kautschukplantagen.





Und wieder eine Veränderung der Kulturlandschaft. Hier wird Pfeffer angebaut. Die Gurken- oder Baumwollbäume werden gestutzt und ihrer Äste beraubt. Daran rankt sich nun die Pfefferschlingpflanze nach oben und trägt Rispen voller Pfefferkörner.


Unterwegs haben wir ihn - den Baumwollbaum - schon öfter gesehen. In jedem Dorf in Südostasien ist der zu Hause. Wunderschöne Gurken hängen in dem fast blattlosen Baum. Wenn die Gurken reif sind, platzen sie auf und  dichte Baumwollbüschel quellen hervor. Die Einheimischen stopfen damit ihre Matratzen aus.






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