Freitag, 21. Februar 2020

TCLV20 - 02 Durch Kambodscha

TCLV20 - 02 Durch Kambodscha



Zwischen der Ausreise-Grenzstation (Thailand) und der Einreise-Grenzstation (Kambodscha), im Niemandsland wechselt man vom Linksverkehr (Thailand) zum Rechtsverkehr (Kambodscha). In diesem Zwischenbereich kann man fahren, wie man will. Dann Kambodscha. Der Unterschied ist gewaltig. Im Vergleich zu Kambodscha erinnert Thailand eher an die Schweiz. Ralf hat recherchiert:
Kambodscha hat 16 Millionen Einwohner und ist etwa halb so groß wie Deutschland. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf beträgt in Kambodscha ca. 3.750 USD. In Thailand sind es 19.500 USD und in Deutschland 52.400 USD. Geburtenrate in Kambodscha beträgt ca. 2,5. Kambodscha ist eines der ärmsten Länder auf der Welt.  
Wir kommen in die erste Stadt in Kambodscha, nach Pailin. Immer noch Zentrum der Edelsteingewinnung. Überall Schmuckläden. Überall in den Straßen sind Lautsprecher aufgehangen. Daraus ertönt entweder vollkommen verzerrte Musik oder verzerrte Nachrichten. Von morgens bis abends. 






Es ist diesig. Über der ganzen Stadt wabert ein Brandgeruch. Die ganze Zeit. Brennt leicht in der Nase. Die Müllabfuhr ist hier relativ dezentral organisiert. Jeder verbrennt seinen Müll mehr oder weniger vor seiner Hütte. Leider ist auch im Kambodscha Müll trotz der dezentralen Entsorgung ein Thema. Und zwar viel stärker als in Thailand.
Weiter. Tiefer ins Land. Wir fahren nördlich des Kardamongebirges, das sich an der Grenze zwischen Kambodscha und Thailand erstreckt. Vor 5 Jahren bin ich südlich ein bisschen tiefer in diese Wildnis hineingefahren, wo es noch wilde Elefenaten gibt.  Überall wuselts, verkauft jemand was, bietet was zu essen an oder geht sonst irgendwie seinen Geschäften nach. Weiter geht's nach Battambang.  Das Bild rechts und links der Straße wird es in ähnlicher Form durch ganz Kambodscha begleiten. Immer wieder brandgerodeten, noch rauchende Flächen. Vereinzelte Holzhütten mit Pächtern, die das Land "urbar" machen sollen, bis großflächig Maniok o.ä. angebaut werden kann. Alles sehr arm.




 In Battambang, beschauliche Stadt am Flußufer,  fühlen wir uns wohl. Es gibt noch einige Kolonialvillen, manche sogar renoviert, aus der Zeit des französischen Protektorats. Französisch spricht aber kaum einer, englisch auch nicht.




Von Battambang bis Siem Reap fahren wir mit dem Boot. Zwischen den beiden Städten liegt der riesige Tonlep Sap See. Es ist der größte See Südostasiens, vor allem in der Regenzeit. Dann nämlich drückt der Mekong seine Fluten in den Fluss, der aus dem Tonle Sap kommt und dreht die Fließrichtung dieses Flusses um. Nun ist die ganze Ebene völlig überflutet und der Tonle Sap riesig. Nun zur Trockenzeit fahren wir nicht gleich in den See, sondern erst mal den Fluß entlang und nur ein kleines Stück durch den offenen See.





Dise Bootstour soll mit einem Express Boot durchgeführt werden. Das Boot wurde uns auf einem Bild gezeigt. Flott. Langsam trudeln die Touristen ein. Es kommen nämlich nur Touristen. Meist Franzosen. Komisches Gefühl. Denn wir waren ja meist in touristenfreien Zonen. Alle auf einen Pick-Up, denn der Wasserstand ist niedrig und das Boot legt etwas außerhalb ab. So 10-15 Minuten Fahrt, sagt man uns. Wir sollen mit dem Rad hinter dem mit Touris beladenen Pick Up  fahren. Der Pick-Up düst los und ist weg. Wir versuchen so gut es geht am Fluss entlang zu fahren und suchen unser Express Boot. Durch den wuseligen Morgenverkehr. Mopeds, Autos, kleine Läden, die gerade aufmachen. Das Boot war letztlich 10 km entfernt.  Wir sind schweißgebadet, aber glücklich unser Boot doch noch und alleine gefunden zu haben. Alles wartet schon auf uns. 
Das Boot  hat seine besten Tage hinter sich.  30 Menschen werden auf das Boot geladen (plus unsere Räder). Es gibt 2 Schwimmwesten. Maria und ich wären also fein raus. Für mich würde es schon eng. Das Boot ist ein sogenanntes Long Tail Boat. Das sind die üblichen Boote hier. Da nimmt man einfach irgendeinen (alten) Motor und flanscht direkt an die Kurbelwelle eine lange Stange, die direkt eine Schiffsschraube antreibt. Kein Getriebe nix. In der Regel auch kein Auspuff. Die Dinger röhren wie Teufel.
Wir fahren über hundert Kilometer mit dem Boot. Flusswindung um Flusswindung. Da der Wasserstand niedrig ist, bleibt das Boot immer wieder im Schlick hängen. Nix mit Express. Dann wird entweder der Motor brüllend hochgefahren und das Boot fräst sich durch den Schlamm oder die Besatzung springt ins Wasser und zieht oder drückt das Boot weiter.


An den Ufern des Tonlep Sees, bzw jetzt zur Trockenzeit an den Ufern des Flusses, haben sich weit außerhalb der Städte Battambang und Siem Reap floating villages gebildet. Hier leben die Familien auf kleinen und größeren "Hausboden", die manchmal wie Arche Noahs aussehen. Sie leben vom Fischfang und haben manchmal kleine Äcker am Flußrand. Es sind richtig viele, die hier fernab der "Zivilisation" ein kärgliches Leben fristen. Unser Reiseführer sagt, es seien Vietnamesen, die heimat- und staatenlos hier gestrandet sind und - ablehnt von der einheimischen Bevölkerung - sich hier eine nasse, allzeit bewegliche Bliebe gesucht haben.















In Siem Reap werden wir von einer wohlhabenden, von Parks, Restaurants, Cafes und Hotels nur so strotzenden Stadt empfangen. Ausgangspunkt für Millionen von Touris, die sich Angkor Wat anschauen wollen. 















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