Sonntag, 17. Februar 2019

Mya 07 Thailand: Durch Reisfelder zur legendären Brücke am Quai

Durch den Westen Thailands nach Süden zur River Quai Bridge


Seit zwei Wochen sind wir wieder in Thailand. So sehr wir den besonderen Charme Myanmars vermissten, so war es doch ein Genuss, nur noch herrlich asphaltierte Straßen unter den Rädern zu haben. Die 130km von der Grenze in Mae Sot nach Tak nochmals zu radeln wie auf dem Hinweg hatten wir keine Lust, wir nahmen den Mini-Bus, die Räder obenauf. Ab Tak gings dann auf die Räder, immer weiter in Richtung Süden durch eine Flusslandschaft östlich des Gebirgszuges, der Myanmar und Thailand trennt.




Das Ziel ist Hua Hin, um von dort nach Bangkok zurückzukehren. Durch Kamphaeng Phet, Nakhon Sawan, Chai Nat, Suphan Buri gings bis nach Kanchanaburi zur legendären River Quai Bridge und weiter nach Phetchaburi. Es war eine Fahrt durch den Garten Thailands, eine überaus fruchtbare Kulturlandschaft, flach und fast immer an Flüssen bzw. Kanälen entlang. Meist auf verkehrsarmen Nebenstrecken, aber  asphaltiert, und es kam uns vor wie auf den Flussradwegen bei uns in Deutschland. Wir kamen durch recht hübsche Dörfer,  die Häuser am Wege erheblich wohlhabender als in Myanmar, überall Essensbuden und Verkaufsstände. Anders als in Myanmar vor jedem Haus mehr oder weniger aufwändige Buddha-Altäre, geschmückt und mit Opfergaben bestückt. Überall großflächige, sehr schön und kunstvoll gestaltete Tempelanlagen und Klöster.

Es war knallheiß, oft mit einer drückenden Schwüle, so dass wir versuchten, unser Radpensum möglichst früh überwiegend am Vormittag zu absolvieren. Unsere täglichen Radstrecken waren entsprechend moderat, je nach Übernachtungsmöglichkeiten zwischen 50 und 80km. Dafür war es landschaftlich sehr schön und vielfältig. Reisfelder in ihren unterschiedlichen jAnbau-Etappen begleiteten uns links und rechts des Weges, meist hellgrün leuchtend als Jungpflanzen auf überfluteten Feldern, manchmal gelb als abgeerntete Stoppeln oder als braune, feuchte Erde, wenn die Aussaat erst vorbereitet wurde. Dazwischen Bananenplantagen, Zuckerrohr, Yucca-Anpflanzungen, Maisanbau, Gemüse und Kräuter, Mangos und Ananas. Durch ein ausgeklügeltes System von künstlich angelegten Kanälen werden die Felder feucht gehalten und Wasser mit Pumpen in die Felder geleitet. Zuckerrohr wurde teils per Hand, meist aber maschinell geerntet, oft, nachdem vorher die Felder angezündet wurden und nur noch die angekohlten Stengel übrig blieben. Immer wieder fuhren wir an Shrimp-Farmen vorbei, große, abgegrenzte Bereiche am Rande von Flüssen oder Kanälen. Auffallend war, ganz im Gegensatz zu Myanmar, die artenreiche Vogelpopulation. Frühlingshafte Vogelgesänge begleiteten uns auf der gesamten Strecke, überall gab es Silber- und Kuhreiher, sibirische Klaffschnabel-Störche, die hier in großer Zahl  überwintern,


viele Watvögel, und immer wieder sahen wir den leuchtend-blauen Eisvogel pfeilschnell über ein Gewässer fliegen. Einige dieser Strecken waren richtige landschaftliche Kleinode, andere Strecken wirkten unaufgeräumt und leider begleitete uns häufig der weggeworfene Plastikmüll in Dörfern und entlang der Straßen oder auch ausrangierte und kaputte Hausaltäre oder Haushaltsgeräte, gerade als Radfahrer nimmt man das besonders unangenehm wahr.

Auf der Strecke trafen wir so gut wie niemanden, der auch nur ansatzweise Englisch sprach. Das scheint auch kaum nötig, trafen wir doch so gut wie keine ausländischen Touristen. Die Verständigung mit den Einheimischen musste dann mit Händen und Füßen erfolgen.



 Fast schon ein Ritual war unser Nachmittags-Süppchen in einer kleinen Garküche am Wegesrand, mit Reisnudeln, Kräutern und kleinen Portionen Schweine- oder Hühnerfleisch.




Danach fanden wir immer ein "Reishüttchen", also einen kleinen Bambus-Verschlag, für eine gemütliche Siesta. Ein besonderer Genuss war das frische Obst, das wir am Straßenrand kauften und zwischendurch verzehrten. Saftige Pamelos, jeweils für uns aufgeschnittene  Ananas, zuckersüße Mangos, deren Erntezeit gerade begonnen hat. Mangos gibt es in unterschiedlichsten Sorten, intensiv gelb und sehr süß, gelblich grün mit einer schmackhaften etwas bitteren Note und grün, etwas nach Birnen schmeckend. Der Geschmack all dieser Früchte hier ist einzigartig und mit den Früchten, die man bei uns im Supermarkt kaufen kann, nicht zu vergleichen.





In Kamphaeng Phet blieben wir einen Tag und besuchten den "Historical Park" mit Ruinen von Tempeln und Palästen aus einer vergangenen Blütezeit. Am nächsten Vormittag kam uns eine Frau mit dem Moped hinterher gefahren und forderte uns, heftig gestikulierend und auf Thai auf uns einredend auf, ihr ein Stück zurück zu folgen. Neugierig drehten wir um und landeten in einem landwirtschaftlichen Projekt mit "Eier-Bananen", kleine und besonders süße Bananen. In diesem Projekt werden sie offenbar getrocknet und zu verschiedenen Arten von Chips weiter verarbeitet.








Natürlich mussten wir sowohl die Bananen als auch die Chips probieren und wurden durch die kleinen Gebäude und Verkaufsräume geführt. Man war äußerst gastfreundlich, richtig begeistert, uns alles zeigen und erklären zu können. Leider konnten unsere Gastgeber soviel Englisch wie wir Thai verstanden, das tat aber der gegenseitigen Begeisterung keinen Abbruch.

In Suphan Buri, der größten Stadt auf dem Weg bisher, erlebten wir die Feier zum chinesischen Neujahr. Mit einem großen Umzug, der den Rosenmontagsumzug in Mainz übertreffen dürfte, wurde der Beginn des chinesischen Jahres des Schweins gefeiert. Es gibt in Suphan Buri eine große chinesische Gemeinde, aber auch die Thai-Bevölkerung feierte offenbar eifrig mit und alle trugen ein knall-rotes Drachenhemd.







Organisationen und Firmen stifteten große und aufwendig geschmückte Motivwagen mit Drachenfiguren, obenauf oft eine besonders hübsch kostumierte Prinzessin oder gleich mehrere Schönheiten. Immer wieder gab es halsbrecherisch erscheinende akrobatische Darbietungen,









 vor jedem Geschäft waren Opfertiische mit opulenten Gaben errichtet, furchterregende riesige Drachen näherten sich den Opfertischen und Geschäften und ließén sich durch Opfergaben der Besitzer besänftigen und brachten damit den Geschäften für das kommende Jahr Glück. Dazwischen immer das ohrenbetäubende Knallen der Feuerwerkskörper.

In Kanchanaburi erreichten wir die Brücke am River Quai.



Der Touristenrummel, der uns hier als erstes auffiel, hat uns fast erschlagen. Das waren wir nicht mehr gewohnt. Offenbar ist die Brücke ein ausgesprochener Touristen-Magnet, obwohl sie eigentlich sehr unscheinbar wirkt und in ihrer jetzigen Form erst nach dem 2. Weltkrieg aufgebaut wurde. Die River-Quai-Bridge war Teil einer mehrere hundert Kilometer langen Eisenbahntrasse, die sich von Myanmar bis nach Thailand zog und durch unwegsamen Dschungel gebaut wurde. Die Brücke war zunächst eine einfache Holzkonstruktion, später wurde dann daneben eine Stahlbrücke errichtet. Erbaut wurde sie unter unmenschlichen Bedingungen von Zwangsarbeitern aus Südostasien und von britischen, kanadischen, australischen und amerikanischen Kriegsgefangenen. Viele überlebten die Strapazen nicht, ein riesiger Friedhof in der Stadt zeugt davon. Die Brücke wurde gegen Ende des Krieges durch Bombardements aus der Luft zerstört. Berühmt wurde die Brücke durch den 1957 gedrehten Film mit Alec Guinness in der Hauptrolle sowie den River-Quai-Marsch, der ein Welthit wurde.

Die 100km bis Ratchaburi fuhren wir in einem Rutsch durch. Unterwegs wurden wir durch ein ausgelassenes Fest aufgehalten, laute Blechmusik einer jugendlichen Band, drei antike Hochräder als Dekoration und viele Menschen, die auf der Straüe tanzten. Wahrscheinlich war es eine Hochzeit, aber so genau konnten wir den Anlass nicht rauskriegen, da auch hier kein Mensch auch nur ein einziges Wort Englisch sprach. Aber das war auch gar nicht wichtig. Es gab auf jeden Fall ein großes und freudiges Hallo, wir stiegen von unseren Rädern ab und tanzten eifrig mit. Es war gar nicht einfach, sich anschließend wieder loszureißen.
Wir



 In unserer nächsten Station Phetchaburi hatten wir das unglaubliche Glück, dass just gerade jetzt das größte Fest des Jahres, die vier Tage dauernde Phra Nakhon Khiri Fair stattfand. Auf dem Hügel im Zentrum der Stadt erhebt sich die 1859 erbaute Sommerresidenz Phra Nakhon Khiri des Königs, die ebenso festlich erleuchtet war wie der gesamte Hügel und die umliegenden Tempel und Residenzen. Unzählige Bäume waren mit Lichterketten behängt. Ein überwältigender Anblick.






Endlos reihten sich Verkaufs- und Essensstände aneinander, städtische Institutionen und Firmen präsentierten sich, es gab Vorführungen und eine Kunstausstellung. Zig-Tausende von Menschen schoben sich durch das weitläufige Gelände und liefen den bunt beleuchteten Weg hoch bis zum Kaiserpalast. Viele hatten sich auch in Familiengruppen mit ihren Kindern oder in Jugendlichen-Cliquen picknick-artig auf dem Rasen niedergelassen, um das große Feuerwerk um 21.oo Uhr zu bestaunen. Ausländische Touristen sahen wir so gut wie keine. Trotz der Menschenmassen und des Gedränges bewegten sich die Menschen außerordentlich ruhig, friedlich und entspannt, es war auch nicht der Hauch von Geschubse, Aggression oder Anmache spürbar, Polizeipräsenz war kaum sichtbar. Es gab aber auch nirgendwo Alkohol, niemand lief mit einer Bierflasche in der Hand herum, Betrunkene oder auch nur Angetrunkene  waren eine völlige Fehlanzeige, es gab absolut nichts derartiges. Gleiches war uns schon wohltuend bei dem chinesischen Neujahrsfest aufgefallen. Wie anders ist die Atmosphäre auf entsprechenden Festen in Deutschland. Uns war ebenso aufgefallen, dass wir bislang in Thailand und auch in Myanmar weder Bettler noch Obdachlose oder Drogenabhängigen an irgendwelchen Straßenecken sitzen oder liegen sahen. Und das, obwohl es in diesen Ländern bei weitem mehr Armut gibt als bei uns. Das Fest in Phetchaburi jedenfalls hat uns begeistert.

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