Sie wurde unter der Diktatur von Pinochet um 1990 erbaut, um den Süden Chiles zugänglich zu machen. Vorher gab es eine Verbindung nur per Schiff oder über große Umwege über Argentinien. Die Besiedlung dieses Gebietes begann erst Mitte des 20. Jahrhunderts, wenn man denn von Besiedlung sprechen kann. Sie konzentriert sich auf wenige Ortschaften, estancias und Gaucho-Hütten, ansonsten ist das riesige Gebiet menschenleer. Natur pur, frontier, Grenzgebiet der Zivilisation.
Villa O`Higgins hat nur wenige hundert Einwohner und ist nicht mehr als eine Ansammlung von kleinen Holzhütten, grob zusammen gezimmert, einer Western-Stadt ähnlich. Gegründet 1966 mit einer Handvoll Hütten, vergrößerte es sich erst mit dem Bau der Straße, finanziell gefördert zudem durch die chilenische Regierung, seit wenigen Jahren auch vom Tourismus profitierend.
Im Unterschied zur argentinischen Pampa östlich der Andenkette, offen, regen- und vegetationsarm, treffen die vom Pazifik kommenden Wolken hier auf die Anden und es regnet häufig. Entsprechend sind die Täler und tief eingeschnittenen Schluchten des chilenischen Patagoniens grün und üppig mit lengua-Wäldern bewachsen.
In Villa O`Higgins schlugen wir unsere Zelte im Eco-Camp Tsonek auf, bei Mauro und Julie. Liebevoll gestaltet, im Wald, mit Holzplattformen zum Zelten, Trocken-Klos und einer einfachen Holzhütte als Küche und Aufenthaltsraum, ein großer Herd als Mittelpunkt. Dort traf man sich abends, kochte, schwatzte in allen Sprachen, es war sehr schön.
Am nächsten Tag waren zunächst zwei Pässe zu überwinden. Zudem war
kilometerweit neuer Schotter aufgeschüttet. Da half nur: Schieben. Es war bewölkt, regnete aber nicht.
Danach kam eine Abfahrt bis zum Rio Bravo, dann noch 20km eben den Fluss entlang bis zum Fähranleger Rio Bravo. Auf dieser Strecke sahen wir das seltene Huemul, eine südamerikanische Hirschart. Außerdem konnten wir zwei Kondor-Paare beobachten, die an einem Steilhang offenbar nisteten.
Am Donnerstag, 20.2. schafften wir gerade mal 44km. Und die hatten es in sich, 8 Stunden brauchten wir dafür. Die ersten 3 Stunden, für eine Strecke von 8km, ging es steil bergauf. Schieben, etwa 50m, dann kurze Verschnaufpause, wieder 50m Schieben, wieder Verschnaufpause, usw. Da spürt man jedes Kilo unserer schwer bepackten Räder. Ein Hundchen begleitete uns, motivierte, aber dann kamen zwei Radler entgegen und es wurde uns untreu.
Die letzten 22km an diesem Tag waren absolut entsetzlich. Festgefahrene Waschbrett-Querrillen, mit einer Schicht Kies und groben Steinen, nur mühsam mit niedrigen Gängen befahrbar. Es war ein schier endloses Durchschütteln, danach spürte man weder Arme noch Rücken. Thomas hatte es da besser mit seinem vollgefederten Fahrrad, bei Heiner wird das durch seine Sattelfederung nur teilweise abgebremst, die Federung vorne kann er durch einen Defekt am Rad nicht verwenden. Die meisten Radler fahren das alles ohne jegliche Federung, teilweise mit Rädern, bei denen man sich ohnehin wundert, wie die das durchhalten. Gegen 18.oo Uhr fuhren wir in dem Dorf Careta Tortel ein. Ein malerischer Ort, wunderschön an einem Abhang in der Bucht eines Fjordes gelegen. Seine Besonderheit: Es gibt keine Straßen, die Holzhütten des Ortes sind mit einem weit verzweigten Netz von pasarelas, Holzstegen, miteinander verbunden. Hier blieben wir zwei Tage, um Muskeln und Knochen zu sortieren. Descanso, Erholung war angesagt.
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