Es war ein unvergesslicher Tag. Durchweg Sonne, obwohl es morgens sehr kalt war und ab Mittag ein scharfer, kalter Wind wehte. Wir fuhren von Cee aus die Landzunge hinaus und erreichten Finisterre, das „Ende der Welt“ in der westlichsten Ecke Spaniens. Tief unter uns lag eine tiefblaue Bucht, vor uns am Ende der Landzunge der Leuchtturm und die Kapelle von Finisterre.
Hier ist der Null-Kilometer des Jakobsweges. Für viele Pilger endet hier ihre Pilgerreise. Eigentlich gibt es ein Ritual, dass die Pilger ihre Kleidung verbrennen, die Asche ins Meer werfen und bei Sonnenuntergang ein Bad nehmen. Wir gestehen, wir haben auf dieses Ritual verzichtet, es war uns für Derartiges schlicht zu kalt.
Aber nichtsdestotrotz war es auch für uns ein ganz besonderes Ziel. Wir hielten eine Weile inne, nahmen die Weite des Atlantiks vor uns wahr, das Rufen der Möven, den starken Wind, die Wellen, die an die Felsen schlugen, einige Segelboote, deren Weiß sich aus dem blauen Meer abhoben. Ein herrlicher Anblick.
Es folgte eine schöne Strecke, zunächst die Landzunge wieder zurück, dann nach Nordwesten recht einsam entlang der Küste. Es waren meist gut asphaltierte Nebenstraßen, nicht die für Radler ungeeigneten Wanderwege der Pilger. Aber es ging oft heftig bergauf und bergab, durch Wald, immer wieder mit Blick auf das Meer und auf schöne Buchten unter uns. Neben Kiefern dominierten große Flächen mit Eukalyptus-Bäumen, die wir hier eher nicht erwartet hätten. Wahrscheinlich sind sie der Rohstoff für unser Klopapier.
13.6.2024 Muxia - Malpica. 58km. 930 HM rauf
Die Route führte uns die Küstenstraße weiter, bei wenig Verkehr, anfangs sonnig, später sehr bewölkt. Es öffnete sich immer wieder ein schöner Blick auf die Küste und auf lupenreine Sandstrände in zahlreichen Buchten. Unterwegs trafen wir Philipe, einen französischen Radler, der von Grenoble aus die gesamte Küste Spaniens umrundet hat.
Auf unserer Route hier an der Nord-Westküste Spaniens umfahren wir immer wieder sog. Rias, tiefe Einbuchtungen im Mündungsbereich von Flüssen. Heute war das der Ria Camariñas und der Ria des Flusses Anllons. Rias entstehen dadurch, dass sich die Westküste der iberischen Halbinsel allmählich absenkt und so im Bereich der Flussmündungen große Buchten entstehen, in die auch das Meerwasser eindringt und ausgedehnte Buchten und Feuchtgebiete entstehen.
Eine Unterkunft fanden wir in Malpica, ein nettes Küstenstädtchen mit schönstem Sandstrand. Unsere Wirtin schilderte, dass in der Hochsaison alles voll ist, ein Badegast neben dem anderen. Jetzt war es, außer wenigen Spaziergängern, leer.
14.6.2024. Malpica - Sada. 69km. 910HM rauf
Diese Ecke Spaniens ist dicht besiedelt, eine Stadt geht fast nahtlos in die andere über. Für uns bedeutete das das durchweg Radeln auf dicken Straßen mit viel Verkehr, zum Glück gabs meist breite Seitenstreifen. Sada liegt schön vorn am Meer und lädt für heute Abend zu einem Strandspaziergang ein.
15.6.2024. Sada - Valdovino 76km 1.150HM rauf
Vormittags fuhren wir um die Ria de Betanzos herum und nordöstlich weiter bis zur Bucht des Rio Eume. Dann kam ein sehr schöner Ausflug entlang des Flusses Eume in den Parque Natural Fragas do Eume, der den besterhaltenen Küstenwald Europas beherbergt. Es ist ein tief-grünes, schönes Tal mit dem Flüsschen Eume, Naturschutzgebiet und Lebensraum des Eisvogels, des Biebers (die wir beide leider nicht sahen), auffallend vieler Farne und anderer Besonderheiten. Endpunkt war das älteste Kloster Galiziens, das Mosteiro da Caveiro, aus dem 12. Jh, einsam gelegen, gut erhalten und in Teilen restauriert.
Wir mussten die ganze Strecke zurückfahren und nach einer Brücke über den Fluss Eume nach Nordosten nochmals über 30km weiter radeln.
1.150 HM insgesamt rauf waren stattlich und wir spürten unsere Beine ganz gut bei der Ankunft
16.6.2024 Valdoviño - Cariño. 44km. 740HM rauf
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noch einigermaßen trocken fahren konnten.
1 Kommentar:
Tolle Eindrücke. Weiterhin Gute Reise!
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